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Unser aller Rassismus

Wie Euch vielleicht aufgefallen ist, habe ich den Untertitel meines Blogs geändert. Statt „die menschliche Seite der Arbeit“ heißt er jetzt „Mensch – Arbeit – Leben“ (nicht zu verwechseln mit „Weltall – Erde – Mensch“, hehe, kleiner Insidergag für die Ossis). Ich habe schon länger das Gefühl, dass ich über die Arbeitswelt hinaus schreiben will, auch wenn Arbeit immer ein wichtiges Thema bleiben wird. Ich hab nur keine Lust, Texte mit Gewalt auf Arbeit zu trimmen. Außerdem passiert gerade so viel in diesem Land, zu dem ich mich äußern möchte. Los geht’s also:

WHAT THE FUCK, DEUTSCHLAND?!

„Ich erkenne mein Land nicht wieder“, diesen Satz hatte eine brasilianische Freundin mal gesagt. Sie bezog sich darauf, dass, seit der Faschist Bolsonaro dort an der Macht ist, sich plötzlich alle bewaffnen wollen. Jeder, der etwas gegen den neuen Führer sagt, bekommt eine Kugel zwischen die Augen – auch ein Freund von ihr. Nun ist es hier Gottseidank noch nicht so weit, aber anscheinend sind wir auch auf dem Weg dorthin. Ich meine: Hanau?! Da marschiert ein Nazi in einen Kiosk und eine Shisha-Bar und richtet Leute hin, schaut denen in die Augen und knallt die ab, einfach so, nur weil sie dunkle Haare haben. Ich fasse es immer noch nicht.

Die Empörung währte verdammt kurz. Was, wenn statt der Shisha-Bar eine Currywurstbude überfallen worden wäre und die Getöteten nicht Ferhat, Hamza, Gökhan und Mercedes, sondern Benny, Jakob, Lukas und Sophie geheißen hätten? Ich frage mich, ob die Reaktionen anders gewesen wären. Eigentlich frage ich mich gar nicht, ich bin mir ziemlich sicher. Auch nach der Ermordung von Walter Lübcke wurde schnell zur Tagesordnung übergegangen. Ein Politiker, der sich für Flüchtlinge eingesetzt und sich gegen Rechtsextremismus positioniert hatte, wird von Nazis erschossen, tja nun. Ist ja „nur“ ein Politiker, ist wohl Berufsrisiko. Ach, wirklich? Sind wir schon so weit, dass man als Politiker*in damit rechnen muss, erschossen zu werden?! Getrauert wurde vor allem innerhalb der hessischen Landesgrenzen, die Kanzlerin oder andere Bundespolitiker ließen sich bei den Trauerfeindlichkeiten nicht blicken. Ein Riesenfehler.

Nach dem Thüringen-Skandal war ich auf der Demo vor dem FDP-Hauptquartier in Berlin. Es waren viele Menschen da, etwa 1.000, aber es hätten noch mehr sein können. Checkt das denn niemand, wie gefährlich die aktuelle Situation ist? Muss man an so einem Abend wirklich in den Supermarkt hetzen oder sich auf dem Sofa mit Netflix zuknallen? Oder sollte man nicht verdammt noch mal auf der Straße Präsenz zeigen? Eine rechtsextreme Partei sitzt in allen Parlamenten, teilweise mit einem Viertel der Wähler*innenstimmen. Faschist*innen wie Höcke (der, während ich diesen Text schreibe, gerade seine Kandidatur als Ministerpräsident von Thüringen bekanntgegeben hat!) sind nur noch einen Fingerbreit davon entfernt, wirklich mitzuentscheiden. Und dann gnade uns Gott.

Mich wühlt das wahnsinnig auf, ich bin nach jedem dieser einschneidenden Ereignisse (aka „Dammbrüche“) tagelang kaum zu gebrauchen. Gleichzeitig gehe ich wie alle anderen meinem Alltag nach, lache, arbeite, shoppe, als wäre nichts gewesen. Wir sind wie die Frösche im Kochtopf. Wir merken nicht, wie es Grad für Grad wärmer wird. Bei der Klimakrise trifft das ja sogar sprichwörtlich zu. Andererseits ist ja genau das von den Faschisten gewollt: dass wir mit jedem neu gebrochenen Damm abstumpfen, wie die US-Amerikaner bei ihren mass shootings. Thoughts and prayers, weiter geht’s – bis zur nächsten Schießerei.

Es betrifft uns nicht – oder doch?

Das Böse erhebt sein hässliches Haupt, der Hass kriecht aus allen möglichen Löchern hervor. Migrant*innen und diejenigen, die sich hinter sie stellen, sind die ersten Opfer. Warum ist das so? Vielleicht, weil es kaum jemanden schert, wie man jetzt sieht. Es betrifft uns ja nicht. Ist das so? Der Theologe und Widerstandskämpfer Martin Niemöller zeigte in diesem vielfach abgewandelten Gedanken auf, wohin diese Nichtbetroffenheit führt:

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Kaum hatte ich von dem Terrorakt in Hanau erfahren, machte ich mich auf den Weg zum Brandenburger Tor. (Ja, ich hatte eigentlich was anderes vor, es war ein langer Tag gewesen, ich war müde, aber ich hatte das Bedürfnis, IRGENDWAS zu machen.) Eine Menschenkette, na gut. Ich bin eigentlich nicht so dramatisch veranlagt, mir liegt das nicht so. Aber die Kette sah aus, als könnte sie Unterstützung gebrauchen. Auch hier kann ich mich nur wiederholen: Ich hätte mehr Menschen erwartet, die ihre Solidarität zeigen. Viel mehr Leute – fast alle?!

Ich schaute mich um, wo ich mich in die Menschenkette einreihen konnte. Neben einer Frau, die einen Mantel und ein Kopftuch trug, war eine Lücke entstanden. Und ich? ZÖGERTE! Ich hab ja überhaupt noch nie mit einer Frau mit Mantel und Kopftuch gesprochen, geschweige denn ihre Hand gehalten, dachte ich in dem Moment. Und jetzt stehe ich hier und will eigentlich meine Solidarität zeigen und bringe es nicht über mich … Genau das ist das Problem. Es gibt keine Normalität im Umgang – selbst ich, die ich im Ausland aufgewachsen bin und relativ viel mit Ausländer*innen zu tun habe, stoße schnell an meine Grenzen. All diese Gedanken liefen gleichzeitig ab, mein, naja, rassistisches Auf-Distanz-gehen und die Analyse desselben.

Die Menschenkette war inzwischen wieder geschlossen worden – eine Gruppe italienischer Jugendlicher, zu Besuch in der Stadt, hatte sich eingereiht. Am Ende landete ich neben einem jungen Mann, wir unterhielten uns lange und gut. Er erzählte mir, dass er Politikwissenschaftler sei, mit Migrationshintergrund. „Ich habe noch nie so lange die Hand von jemandem gehalten. Schon gar nicht von jemandem, den ich nicht kenne“, sagte er zum Abschied zu mir. Ich grinste und schniefte und dachte an die Frau mit dem Kopftuch.

Was ist Rassismus?

Dabei habe ich mich ja mit Rassismus beschäftigt, ich erkenne ihn, auch bei mir selbst. Bewusst kam ich zum ersten Mal in den USA damit in Kontakt, bei einem Workshop an der UCLA. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und sollten auf Flipcharts aufschreiben, welche positiven Eigenschaften wir Weißen, Schwarzen und Lateinamerikaner*innen zuordnen. Wir schrieben also auf: bei den Weißen irgendwas mit zuverlässig und effektiv. Bei den anderen: kann gut tanzen, lecker kochen und was uns sonst noch in den Kopf kam. Am Ende wurden wir gefragt, ob wir einer Person mit diesen Eigenschaften einen Job geben würden – autsch! Auch vermeintlich positive Vorurteile können rassistisch sein. Rassismus ist fies und verletzt Menschen, aber darüber hinaus hat er auch ganz praktische Auswirkungen. Er diskriminiert und verhindert, dass alle die gleichen Chance haben: im Job, im Gesundheitssystem, bei der Wohnungsuche und schlimmstenfalls sogar im Rechtssystem.

Da wir alle in einer rassistischen Gesellschaft sozialisiert sind, denken und handeln wir rassistisch – mal mehr, mal weniger. Unbewusst haben wir alle rassistische Botschaften verinnerlicht – sogar die Betroffenen selbst, wie dieses Video zeigt:

Im Psychologiestudium habe ich gelernt, dass offener Rassismus à la Apartheid mittlerweile gesellschaftlich geächtet ist und abnimmt. Da bin ich mir nicht so sicher, wenn ich vom Alltag Schwarzer Menschen in Deutschland lese. Was mich am meisten trifft: Oft schreiben die Betroffenen Sätze wie: „Verbale Beleidigungen bin ich ja gewohnt.“ Das ist erschütternd. Ich glaube, wir Weißen leben da in einer totalen Blase. Deshalb ist die Begegnung mit offenem Rassismus für uns oft ein Schock.

Einmal war ich mit einer Reisegruppe in Pisa. Die italienische Reiseführerin gab sich alle Mühe, den schlechtgelaunten deutschen Rentner*innen die Schönheiten der Toskana nahezubringen. Während wir in der Gruppe zusammenstanden und ihren Ausführungen lauschten, gesellte sich ein (vielleicht pakistanischer) Spielzeugverkäufer dazu und pries seine Ware an. Aus heiterem Himmel brüllte ihn einer der Mitreisenden in sächsischem Dialekt an: „HALT DEIN MAUL UND VERPISS DICH“.

Seine Aggression war greifbar, die Gruppe erstarrte. Die Botschaft des Rentners war klar: Du hast kein Recht, hier zu sein. Du hast kein Recht zu existieren. Du hast überhaupt keine Rechte. Absurd, wenn man selber Tourist ist. Keiner aus der Gruppe sagte etwas, auch ich nicht. Ich war zu schockiert. Ich schämte mich, auch vor der netten Reiseleiterin. Den Rest des Ausflugs verfluchte ich innerlich den Mitreisenden und malte mir aus, wie ich ihm gepflegt eine reinhaue. Ich sprach ihn nicht darauf an, auch weil ich mir selbst nicht über den Weg traute, ob ich ihm nicht wirklich eine reinhauen würde. Oder er mir. Ich war mir auch nicht sicher, ob er nicht den Rückhalt der schweigenden Masse hatte. Hatte ich Bock, mit 20 Rentner*innen über Rassismus zu diskutieren? Nein. Heute weiß ich, dass das falsch ist. Man muss immer dagegenhalten, jedes Mal, sonst fühlen sich die Täter ermutigt. Ich habe es ausprobiert – da ist ganz schnell Ruhe, wenn ein, zwei Leute mal den Mund aufmachen.

Etwas subtiler ist der moderne Rassismus. Selbst jemand, der für sich in Anspruch nimmt, nicht rassistisch zu sein, ist es wahrscheinlich doch. Unter Intellektuellen und Akademiker*innen häufig anzutreffen ist der ambivalente Rassismus: Man geht gern beim Griechen essen und prostet ihm mit dem Gratis-Ouzo zu, hegt aber trotzdem die feste Überzeugung, dass alle Griechen faul sind.

Sag mir, wo die Werte sind, wo sind sie geblieben?

Die Idee, dass alle Menschen gleichwürdig sind und die gleichen Rechte haben, ist Kern unserer westlichen Werte. Sie steht im Grundgesetz, in der EU-Menschenrechtserklärung und in der UN-Menschenrechtserklärung. Diese Idee, auf die wir so stolz sind und für die andere uns bewundern, wegen der sie gerade zu uns kommen, wird täglich mit Füßen getreten. Nicht nur an den Außengrenzen der EU, wo gerade Tränengasgranaten auf Kinder geworfen und Flüchtlingsboote beschossen werden, sondern auch mitten unter uns.

Nicht nur durch Rassismus, sondern auch durch Antisemitismus, Sexismus, die Diskriminierung von Behinderten, Homosexuellen und Transmenschen, alten und armen Menschen. All diese -ismen haben eins gemeinsam: Sie definieren einen Menschen über ein einziges Merkmal, hinter dem alles andere, was sie oder ihn ausmacht, verblasst. Ein Mensch ist dann nur noch der Türke, die Schwarze, der Rollstuhlfahrer, die Lesbe. Was können wir tun, um das zu ändern, wenn wir doch selbst Teil des Systems sind?

Immer nur mit dem Finger auf andere und deren Fehler zeigen, ist jedenfalls keine Lösung. Das sei sogar destruktiv, meint Raul Krauthausen, Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit (der im Übrigen einen fantastischen Blog und Newsletter betreibt). Er kritisiert die in den sozialen Medien herrschende Call-Out-Culture:

Wenn wir überzeugt werden wollen und wenn wir andere überzeugen wollen, gelingt uns das mit dem ausschließlichen Austausch von Vorwürfen kaum. Daher sollten wir versuchen, diese Callout-Kultur konstruktiv zu gestalten.

Bildung hilft

Wie können wir also unseren Rassismus (und die anderen -ismen) konstruktiv aufbrechen? Bildung hilft. Wir glauben, so vieles zu wissen, dabei schnappen wir in den Medien oft nur billige Klischees auf – mediale Konstrukte, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. Statt tieferzugehen, dödeln wir an der Oberfläche herum. Unsere Wissenslücken füllen wir mit Mutmaßungen. Endlos diskutieren wir über Dinge, von denen wir eigentlich gar keine Ahnung haben – ob in Talkshows oder in den sozialen Medien. Was weiß ich wirklich über den Islam? Hm, ich könnte die Fakten wohl an einer Hand abzählen. Stattdessen geistern mir mediale Bilder von Bin Laden, Burkas und Koranschulen im Kopf herum.

Was weiß ich über, sagen wir, das Leben in Mali oder Tschad? NICHTS. Was weiß ich über das Kopftuch und warum Frauen es tragen? NICHTS. Doch, jetzt schon, weil ich dieses bemerkenswerte Video gesehen habe, in dem die Linguistin Dr. Reyhan Şahin (auch bekannt als Rapperin Lady Bitch Ray) ihre Doktorarbeit zu diesem Thema vorstellt. Ich bin eher zufällig darauf gestoßen. Tatsächlich bin ich vorher noch nie auf die Idee gekommen, mich zu dem rauf und runter debattierten Thema Kopftuch mal zu INFORMIEREN. Und zwar bei den Expertinnen: den Trägerinnen.

Dass viele Vorurteile auf mangelndem Wissen beruhen, zeigt auch die Geschichte des irischen Postbote Finbarr O’Brien. Er wurde für eine Bürger*innenversammlung in Irland ausgewählt. Dieses außerparlamentarische Gremium wird in einigen Ländern genutzt, um schwierige Entscheidungen, bei denen die Gesellschaft gespalten ist, zu treffen. Das funktioniert so: Eine Anzahl zufällig ausgewählter Bürger*innen trifft sich über mehrere Wochen mit Expert*innen zu dem vorgegebenen Thema. Sie beraten sich und legen dann der Regierung einen Gesetzesvorschlag vor. (Extinction Rebellion fordert übrigens auch einen Bürger*innenrat zur Entwicklung eines wirksamen Klimapakets für Deutschland.) In Irland wurde 2015 ein solches Gremium einberufen, um über die Ehe für alle zu beraten.

Normaler Kontakt

Das Problem von Finbarr O’Brien: Er war ein ausgemachter Schwulenhasser. Je mehr er sich jedoch wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigte, desto mehr wurde ihm klar, dass er einem Irrtum aufgesessen war. Eine Kurzversion seiner Geschichte gibt es beim BR, eine sehr faszinierende Langfassung als Podcast bei der ARD. Seine Geschichte hat mich schwer beeindruckt, weil ich immer dachte, mit Fakten erreicht man heutzutage niemanden mehr. Wissen ist aber nicht alles. Finbarr lernte in der Bürger*innenversammlung einen schwulen Mann kennen, den er erst ablehnte und mit dem er sich dann anfreundete – bis heute sind die beiden enge Freunde.

Tatsächlich besagt in der Psychologie die Kontakthypothese, dass man Vorurteile am besten abbaut, indem man miteinander in Kontakt kommt. Das erklärt auch, warum die AfD ihre Wählerschaft vor allem in den Gebieten findet, wo es fast keine Ausländer*innen gibt. Je weniger Kontakt besteht, desto leichter lassen sich Vorurteile aufrechterhalten. Nicht ohne Grund hat das Apartheid-Regime in Südafrika die Menschen in verschiedenen Stadtvierteln bzw. den Townships streng nach Hautfarben getrennt.

Über den sporadischen Kontakt hinaus braucht es aber auch eine Normalität. Als ich in einem US-amerikanischen Vorort gelebt habe, bekamen die Schulkinder nicht nur zu den christlichen, sondern auch zu den jüdischen Feiertagen frei. Die einen Familien feierten Rosh Hashana und Hanukka, die anderen Ostern und Weihnachten – alles ganz normal. Für mich war das erhellend, weil ich Jüd*innen aus Deutschland eigentlich nur als seltene Exemplare kannte, die in Talkshows bestaunt wurden. Und die nie etwas anderes sein durften als Jüd*innen. Einfach mal ins Jewish Community Center fahren und dort mit den anderen in den Pool springen – das war plötzlich auch für mich ganz normal.

In Südafrika lebte ich bei einer christlichen Familie, deren Tochter ganz selbstverständlich mit den muslimischen Nachbarkids befreundet und bei ihnen zum Fastenbrechen eingeladen war: „Ich geh mal eben rüber zu Abdul, die feiern heute Eid.“ Solche Sätze brauchen wir auch in Deutschland. Dann würde es uns auch betreffen, wenn Abdul abgeknallt wird.

PS: Wer sich weiter mit dem Thema auseinandersetzen möchte: Das Buch „Exit Racism“ der Antirassismus-Trainerin Tupoka Ogette ist super.

Photo by Allie Smith on Unsplash

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3 Kommentare

  1. Danke für den tollen Artikel!

    lg,
    Sarah

  2. Skully

    Du hast in deinem Post etliche Punkt und Ursachen für den Rassismus genannt; viele Gründe warum sich unsere Gesellschaft so entwickelt wie wir es aktuell erleben.

    Als jemand in beiden – BRD und DDR aufgewachsen ist, wundert mich der Zuspruch zur AFD weder im Osten noch im Westen.

    Interessanterweise folgen die Ostdeutschen schon wieder den Worten eines „Wessis“. Sie haben noch nicht begriffen, dass dieser Geschichtslehrer sie derart manipuliert um Macht zu bekommen; Nicht mal 10 % von dem was er predigt glaubt er selbst. Er kennt aber die Geschichte sehr gut und weiß offensichtlich wie damals der Österreicher, mit welchen Sprüchen gelockt werden kann.

    Gerade im Osten sind viele dabei, welche noch zu DDR Zeiten aufgewachsen sind, aber den Krieg selbst nicht mehr erlebt haben; Die Aufarbeitung der Nazi Zeit im Bildungswesen der DDR war verfälschend und bewusst von den sogenannten Kommunisten (welche selbst Diktatoren waren) so abgehalten, dass quasi alle Ostdeutschen Partisanen im Kampf gegen Hitler waren.

    Vor diesem Hintergrund ist diesen nicht bewusst genug was tatsächlich geschah unter dem Hitlerregime. D.h. auch mangelndes Geschichtsbewusstsein führt heute dazu, dass die AFD bei einigen Leuten Zuspruch findet;

    Was nicht vergessen werden sollte: Es ist nicht mal annährend eine Mehrheit, weder in Ostdeutschland noch überhaupt im Restdeutschland, welche diesen Weg der AFD gutheißt bzw. wählt. Und dennoch ist das Thema beängstigend präsent; weil es auch so ungeheuerlich, Dinge wie den Holocaust zu leugnen etc.

    Das bei uns Irre durch die Gegend laufen und Menschen abknallen ist sehr bedenklich; Unweigerlich eine Folge der Hetze.

    Zur Hetze und Verbreitung ist das Netz geradezu ideal, immer schön anonym bleiben, keine Verantwortung zeigen. Erinnert schon auch an die medialen Mittel der 30er, der Volksempfänger war Göbels Idee…

    Bildung, Bildung, Bildung ist weiterhin, dass Mittel der Wahl. Und wir werden nicht umhin kommen Teile unserer medialen Freiheit zu opfern, sprich ohne effektivere Kontrolle des Netzes durch die Behörden sehe ich keine Möglichkeit dieses sich verstecken hinter dem Bildschirm zu verhindern.

    Solidarität mit allen Menschen, ob mit oder ohne Kopftuch ist für mich kein Thema. Auch hier haben wir in den Ballungsgebieten im Westen in den 70er, 80ern und folgenden Jahren gegenüber den ehemaligen DDR-Bürgern einen nicht unerheblichen Vorsprung; wir sind mit Italienern, Griechen, Spaniern, Türken etc. aufgewachsen. Mich hat es nie tangiert welchen Glauben jemand hat und nach außen zeigt, Für mich war es normal in einem kleinen Dorf vor den Toren Stuttgarts aufgewachsen zu sein und jeden Tag mit Menschen unterschiedlicher Couleur zu tun gehabt zu haben.

    Es ist genau wie du beschrieben hast, wenn die Menschen den anderen Menschen gegenüberstehen und mit diesem Auge und Auge sprechen, ändert sich die Sichtweise bei vielen.

    Und ja, auch auf die Straße gehen und protestieren ist nötig;

    Und weder Verzweiflung, noch Angst und Bange sind ein guter Ratgeber. Standhaft bleiben ist angesagt.

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