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Nimmt die KI mir den Job weg?

Also, ich bin verunsichert. Zwar beschäftige ich mich schon länger mit Künstlicher Intelligenz (KI) und ahne, was da auf uns zukommt – ich habe ja schon darüber geschrieben, dass auch ich bald durch eine Software ersetzt werden könnte. Aber dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht. Nachdem ich Chat GPT ausprobiert habe, bin ich irgendwie erschüttert. Ich sag’s, wie es ist: Die Einschüsse kommen näher.

Chat GPT ** funktioniert nach einem ganz einfachen Prinzip: Man gibt eine Frage oder einen Auftrag (Prompt) ein und erhält eine Antwort. Die Software recherchiert keine Fakten, sondern sie berechnet, welches Wort statistisch am wahrscheinlichsten auf ein vorangegangenes Wort folgen sollte. Ein bisschen so wie die Autovervollständigung auf dem Handy, aber auf höherem Niveau.

Das Ergebnis ist erstaunlich. Die Texte sind okay. Sie sind nicht gut, aber auch nicht schlecht. Sie sind mittelmäßig und wie ich schon geschrieben habe: Mittelmäßigkeit reicht häufig aus. Der kopfgeschriebene Text wird seltener werden, da bin ich mir ganz sicher. Ich habe es ja bei Übersetzungssoftware gesehen. Sie ist auch nicht brillant, aber ausreichend für eine Menge von dem, was so übersetzt werden muss. Verträge zum Beispiel oder irgendein Marketingblabla.

Das reicht vielen Unternehmen, gerade aus dem angloamerikanischen Raum. Sie stellen einfach ihre eigenen – häufig schon im Original schlechten – Website-Texte maschinenübersetzt ins Internet und basta. Sogar Apple macht das. Wo man doch meinen sollte, dass sie sich ein paar lebende Übersetzer*innen oder wenigstens ein Übersetzungslektorat leisten könnten …

Alles aus der Maschine

Übersetzungssoftware gibt es ja schon länger, DeepL war in meinen Augen ein Gamechanger. Jetzt gibt es also auch noch eine ganz passabel schreibende KI. Und DeepL hat vor Kurzem mit DeepL Write eine kostenlose Schreibunterstützung herausgebracht, die aus schlechten Texten gute macht und Fehler findet. Damit sind effektiv also drei meiner Standbeine bedroht: Übersetzung (DeepL), Text (ChatGPT) und Lektorat (DeepLWrite).

Klar, das was ich schreibe, ist oft das Ergebnis von Recherchen, Interviews oder den Briefings meiner Kund*innen. Ich möchte glauben, dass die KI das nicht so hinbekommt. Aber in Chat GPT kann man einen Prompt, also eine Art Kurzbriefing, eingeben – bis hin zum Stil und zur geforderten Zeichenzahl. Jemand hat z. B. bei der Software eine der in den USA üblichen Massenkündigungs-E-Mails angefordert, inklusive Martin-Luther-King-Zitat. Und siehe da: Das Ergebnis war erschreckend nah an der Realität. Da heißt es zum Beispiel:

Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, aber sie ist notwendig, um den langfristigen Erfolg unserer Organisation zu sichern.

Astrein, das hätte auch von mir sein können als ehemalige Leiterin Unternehmenskommunikation. Wenn ich den Posten noch hätte, würde ich meine Rundmails an alle Mitarbeiter*innen sofort an ChatGPT auslagern. Dann von DeepL übersetzen und von DeepL Write etwas glätten lassen, falls das überhaupt nötig sein sollte. Viel Zeit gespart – und der Bullshit ist derselbe.

Und was machen wir?

Menschen werden nur noch gebraucht, um die Fehler der Maschine zu korrigieren, Missverständnisse aufzuklären und das zu ersetzen, was der Maschine fehlt: Lebenserfahrung, ein Feeling für die Tonalität und das Verständnis von Redewendungen. Ich hab ChatGPT mal gefragt, ob es vorhat, mir den Job wegzunehmen. Die Antwort klingt sehr erwartbar (haha) und bestätigt, was ich befürchte:Deutsche Übersetzung (mit DeepL, von mir korrigiert):

Ich bin Texterin. Willst du mir meinen Job wegnehmen?

Nein, ich werde dir deinen Job nicht wegnehmen. Ich bin ein KI-Sprachmodell, das entwickelt wurde, um menschliche Fähigkeiten zu unterstützen und zu erweitern. Die Fähigkeiten, die Kreativität und die Erfahrung einer Texterin können nicht durch KI ersetzt werden. Ich kann eine Texterin jedoch mit Vorschlägen und Recherchen unterstützen, aber das Endprodukt muss von einem Menschen überprüft, bearbeitet und genehmigt werden.

Ich hätte es ja lustiger gefunden, wenn ChatGPT es zugegeben hätte: Yeah, I’m gonna steal your job, bitch!

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Worauf ich hinaus will: Mein Geschäftsmodell ist in Gefahr. Sicher wird es nicht von heute auf morgen wegbrechen, aber die Aufträge werden weniger werden – vielleicht schneller, als mir lieb ist.

Tschüß, Qualität!

Die Qualität sinkt auch bei Texten. Und das wird noch schlimmer werden. Ein Vorbild für sinkendes Niveau ist für mich Youtube.

Als ehemalige Fernsehtante hätte ich mir niemals vorstellen können, dass Leute sich schlecht gedrehte, schlecht geschnittene sterbenslangweilige YouTube-Videos (Unboxing!) reinziehen, am besten noch mit synthetischer Vertonung. Wer macht sowas? Offensichtlich genug Menschen. Bei Texten geht der Trend in dieselbe Richtung. Ich merke es in meinen Seminaren, dass viele Menschen die Beispiele, die ich ihnen als unterirdische Texte präsentiere, gar nicht so schlimm finden. Die sind abgehärtet. 😀

Und wenn wir davon ausgehen, dass wir in der Aufmerksamkeitsökonomie darum kämpfen, dass Menschen uns ihre Aufmerksamkeit schenken, also zum Beispiel auf einer Webseite bleiben, dann ist die Qualität relativ wurscht. „SEO geht vor User Experience“, sagte vor Kurzem ein Kunde. Ich dachte, ich hör nicht richtig. Vielleicht ist man mit einem etwas einfach gestrickteren Text sogar viel besser bedient, weil man damit mehr Leute erreicht.

Klar, es geht auch um Raffinesse. Schon hat ein Entwickler eine Software gebastelt, die maschinen- von menschengeschriebenen Texten unterscheiden kann. Offensichtlich gibt es noch ein paar Unterschiede, die Originalität des Gedankens vielleicht, die Abwechslung im Satzbau. Dennoch ist die Trefferquote bislang nur bei 26 Prozent. Entweder ist die Erkennungssoftware zu schlecht – oder die künstlichen Texte sind zu gut.

Verlernen wir das Denken?

Schon überschlagen sich im Bildungswesen die Stimmen, die für ChatGPT schwärmen: „hilft bei Denken“, „das E-Bike für’s Gehirn“. Aber, wie ein Lehrer es formuliert: „Fahrradfahren lernt man nicht auf dem E-Bike.“ So, wie man einem Kind keinen Taschenrechner schenken sollte, bevor es das Einmaleins gelernt hat, sollte man keine KI zum Schreiben verwenden, bevor man es nicht selbst richtig gelernt hat.

Für mich ergeben sich ganz viele Fragen. Wenn es dazu kommt, dass die menschliche Leistung, der menschliche Geist, das menschliche Denken immer weniger wert sind, wird dafür auch immer weniger bezahlt. Das ist es doch letztlich, was die Entwicklung abtreibt: Die Maschine liefert mir einen Text nicht nur viel schneller, sondern auch günstiger, im besten Fall umsonst.

Gleichzeitig ist Arbeit aber so wichtig für die Stellung einer Person in der Gesellschaft, für die innere Erfüllung. Was zur Hölle machen wir denn eigentlich? Wir könnten alle zu Privatiers werden – da wäre ich dafür. Das schreit doch nach bedingungslosem Grundeinkommen. Die Maschine übernimmt unsere Arbeit und wir liegen in der Hängematte und machen ausschließlich nur noch das, was uns Spaß macht. Wahrscheinlicher ist es, dass es über Jahre unsere Aufgabe sein wird, die Fehler der Maschinen zu korrigieren, unsere Arbeit also immer stupider wird.

Mir stellt sich mir aber auch die Frage, was es mit der Psyche der Menschen macht, wenn die Maschinen ihre Jobs übernehmen? Das hat ja ein Ausmaß, das nicht zu vergleichen ist mit dem Aufkommen der ersten Maschinen in den Fabriken – also mit der Tatsache, dass den Menschen körperliche Arbeit abgenommen wird. Das ist in meinen Augen etwas ganz anderes, denn körperliche Arbeit wird gesellschaftlich eher als unschön angesehen, als schädigend, als unedel. (Ob dem so ist, sei dahingestellt.) Man möchte sich ihrer entledigen, um sich zu entlasten.

Aber wenn einem geistige Arbeit abgenommen wird, wird einem  das Denken abgenommen – und das Denken macht den Menschen aus. Unsere Denkfähigkeiten brauchen wir ja nicht nur, um Geld zu verdienen, sondern auch, um zu überleben, um Entscheidungen zu treffen, um Dinge zu hinterfragen, um uns gesellschaftlich und politisch zu engagieren. Mit dieser Art von KI werden wir immer denkfauler, kognitive Fähigkeiten gehen verloren. Use it or lose it, heißt es in der Neuropsychologie.

Zum Beispiel hatte ich schon immer einen schlechten Orientierungssinn – dank Navi benutze ich ihn nur noch selten und stelle dann fest, dass ich auf eine erschreckende Art verloren bin, die ich früher nicht kannte. Oder wenn ich ältere Bücher lese, aus den 50ern oder 60ern, merke ich, dass ich kunstvoll verschachtelte Nebensätze gar nicht mehr zu lesen gewöhnt bin. Manche Sätze muss ich zweimal lesen.

Hier mal ein Satz aus dem Buch „Heilpädagogik“ von Hans Asperger aus dem Jahre 1961:

Dadurch bietet die Heilpädagogik das Beispiel einer „Integration“ von mehreren Spezialgebieten, das Gegenteil der heute überall zu beobachtenden Aufsplitterung in immer differenziertere Spezialgebiete, die in allen Wissenschaften und besonders in der Medizin große Fortschritte, aber auch manche Gefahren mit sich gebracht hat, vor allem die, daß jede Übersicht verloren geht; hier aber muß Wissen, das von verschiedenen Richtungen herkommt, zusammengenommen werden, müssen Grenzen gegen andere Gebiete überschritten werden, weil man sonst den Aufgaben, die das Leben bringt, nicht gemäß wird.

Ein solcher Satz geht natürlich aus Sicht der Verständlichkeit gar nicht (und überhaupt fragt man sich, warum diese alten Männer immer so herumschwallen müssen ;), dennoch ist ihm eine gewisse Schönheit inne. Vor allem zeigt dieser Satz, dass da jemand die deutsche Rechtschreibung und Grammatik beherrscht. Ich möchte behaupten, die Mehrheit der Deutschen beherrscht den Satzbau heute nicht mehr in dieser Tiefe. Ich lese immer wieder Sätze, wo jemand schon beim ersten Nebensatz den Überblick verloren hat.

Das Bewusstsein für Qualität ist im Sinkflug, Mist wird normalisiert. Weiter oben habe ich synthetische Stimmen erwähnt, die man schon heute bei vielen YouTube-Videos findet. Ich kann das ganz schlecht aushalten und ziehe menschliche Stimmen vor. Aber wer damit aufwächst, gewöhnt sich dran. Gleichzeitig wird die Technologie immer besser.

Ein Kunde berichtete mir, dass er einen Dienstleister gefunden hat, der die englischen Erklärvideos auf seiner Website maschinell übersetzt und direkt mit einer synthetischen Stimme vertonen lässt: „Nicht schön, aber löst das Problem.“ Ich erinnerte mich daran, wie ich mal für einen anderen Kunden in einer ähnlichen Situation zig Videoskripte übersetzt hatte. Tja, Frau Krüger, das wäre ihr Job gewesen.

Mittlerweile, fuhr der Kunde begeistert fort, gebe es sogar Software, die eine Moderatorin als Avatar nachbaut und den dann mit künstlicher Stimme die Texte in der neuen Sprache sprechen lässt. Lippensynchron. Puh. Ich dachte sofort an die Synchronsprecher*innen und Moderator*innen, deren Jobs hier flöten gehen. Ja klar, die sollen halt was anderes machen. Aber was zur Hölle soll die 60-jährige Schauspielerin, die wegen ihres Alters keine Filmjobs mehr bekommt und vom Synchronisieren und Vertonen lebt, denn machen? Kellnern zum Mindestlohn?

Willkommen, Faulheit

KI macht faul. Texte, die ich mühelos auf Englisch oder mit etwas mehr Mühe auch auf Russisch lesen könnte, überfliege ich mit der eingebauten Übersetzungssoftware des Browsers. Das ist ein Klick. Es macht einfach weniger Arbeit. Wozu soll ich mein Gehirn noch anstrengen?

Und das geht mir so, die ich jahrelang in der Schule Übersetzen trainiert habe. Wie soll es da erst den Kids gehen, die nicht mal mehr an den Punkt kommen, wo sie das Übersetzen richtig lernen. Was passiert mit unserem Denken? Werden die Kids von heute das Denken, das Schreiben, das Übersetzen überhaupt noch lernen? Werden wir alle verdummt?

Eine weitere spannende Frage: Werden die Menschen ihre Entscheidungen an die KI auslagern? Neulich habe ich Chat GPT nach einer Geschenkidee gefragt. Die Antwort war ziemlich gut. Ich hab auch gefragt, was ich tun soll, um mein Buch endlich fertigzustellen. Die KI hat mir sieben Tipps ausgespuckt, die auch in jeder Frauenzeitschrift hätten stehen können (bzw. schon standen).

Eine meiner Theorien besagt, dass Menschen früher mehr Kontakt zu ihren Eltern hatten, weil sie sie öfters um Rat gefragt haben: nach Kochrezepten und Putztipps, nach Lebenstipps. Heute reichen Google, Youtube oder WikiHow. Noch bitten mich Freund*innen gelegentlich, ihre Bewerbungen zu schreiben – demnächst kann Chat GPT das übernehmen.

Für mich heißt das, dass ich mir neue Standbeine suchen muss, dass ich nachdenken muss, was mein Beitrag zur Gesellschaft sein kann und wie ich mein Geld verdienen werde, wenn meine Kompetenzen immer mehr von Maschinen übernommen werden. Möglicherweise bleiben mir noch ein, zwei Jahre dafür – manchmal ist es ein Segen, dass Deutschland bei der Digitalisierung so hinterherhängt.

** ChatGPT ist seit Tagen überlastet. Seit Neustem gibt es einen Premium-Tarif von 20 €/Monat, mit dem man vorrangig und schneller bedient wird. Elon braucht halt dringend Geld.

PS: Dieser Blogtext wurde (genau wie der vorige) unterwegs mit einer Diktatsoftware geschrieben und fließt daher nicht so gut. Außerdem habe ich ihn von DeepL Write überprüfen lassen, mich aber dann entschieden, die Änderungen nicht zu übernehmen, da sie meinen Stil kaputtmachen.

Foto von Belinda Fewings auf Unsplash

 

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8 Kommentare

  1. Beeindruckend! Sowohl die Fähigkeiten der KIs als auch dein Text über die erwartbaren Entwicklungen.

    Auch ich habe ChatGPT ausführlich getestet und festgestellt, dass die behaupteten Fakten nicht immer stimmen. Die Strukturierung der Texte ist auch immer gleich – solche Texte könnte ich vermutlich erkennen. Am tollsten fand ich das Imitieren bekannter Autoren, das die KI ziemlich gut beherrscht (hier meine Test-Liste, beachte die Texte á la Nietzsche, Adorno, Thomas Bernhard! https://www.webwriting-magazin.de/chatgpt-getestet-beeindruckender-talk/).

    Ich lebe vom Artikel schreiben für Unternehmen und habe natürlich getestet, wie ChatGPT meine Aufträge bearbeiten würde: div. falsche Fakten und alles höchst oberflächlich – aber wenn man gut nachfragt, bekommt man dann doch mehr Inhalt, wenn auch nicht ausreichend.

    Was ChatGPT gar nicht kann: persönlich Färbung, Humor, abwechslungsreicher Stil, Bezug zu bestimmten Produkten und Dienstleistungen meiner Auftraggeber, was für sie eine große Rolle spielt. „SEO“ hat‘ es auch nicht wirklich drauf, wobei sich das ja sogar ständig ändert.

    Ich bin also guter Dinge, noch eine Weile gebraucht zu werden – insbesondere, weil ich nur Texte im Sektor Garten schreibe, wo ich eine langjährige Expertise / viel eigene Erfahrungen habe. Allgemein wird es aber schon darauf hinaus laufen, dass Texter/innen im Wesentlichen die Ergebnisse der KI überprüfen, vertiefen und ergänzen werden.

    Schnell weg vom Fenster werden die sowieso extrem schlecht bezahlten Klick-Worker sein, die für wenige Cent pro Wort Texte abgeben. Wie ich grade las, vermelden die entsprechenden Portale gerade einen Anmelde-Boom und haben bereits die Anmeldung neuer Interessenten gestoppt.

  2. Angharad

    Es ist erschreckend und macht mir Angst. Die allgemeine Verblödung wird wohl rasant zunehmen 🙁 Wie du schreibst – viele Menschen können Qualität und Trash nicht mehr unterscheiden; in so vielen Bereichen (Ernährung, Kleidung, Musik) wächst die breite Masse mit Billigkram auf und weiß gar nicht mehr, was gute, haltbare Qualität ist.
    Wenn nun auch geistige Arbeiten von Maschinen ersetzt werden, weiß man wirklich bald nicht mehr, was man arbeiten soll. Vielleicht entscheiden sich dann doch wieder mehr Leute fürs Handwerk?
    Ich wünsche dir, daß du möglichst gut auf der Welle surfen kannst!

  3. Danke für diesen für mich sehr informativen Beitrag.
    In die Tiefe zu denken und zu schreiben wird hoffentlich in der Hoheit unserer Spezies bleiben. Ich texte nicht, dafür lese ich viel, an schlechten Tagen allerdings weniger und auf niedrigerem Niveau. Manchmal hätte ich gerne eine Übersetzung in etwas leichtere Sprache, in eine Sprache, die meiner Muttersprache ähnlicher ist als die der Artikel, die auf Fachdenglisch in unserem Firmennetzwerk veröffentlicht werden.

  4. Chris

    Wunderbarer Blog-Post. Ich beobachte die Entwicklungen auch mit einer Mischung aus Faszination und Zynismus. Auf der einen Seite: ChatGPT hat die Schleusen zum Spam geöffnet. Der SEO-Müll wird immer weiter zunehmen. Auf der anderen Seite leben wir seit Beginn des Internets mit Spam und finden immer neue Wege, damit umzugehen.

    Vielleicht verlieren einige Texter ihre Jobs, vielleicht werden Jobs wie Content-Kuratoren wieder wichtiger, weil Leute Authentizität und korrekte Informationen wollen und wertschätzen.

    Was ich nicht unterschreiben kann, ist, dass das Bewusstsein für Qualität im Sinkflug ist. Die Unboxing-Videos mit synthetischer Stimme sprechen offenbar genügend Leute an und scheinen ein Bedürfnis zu befriedigen, das vorher unbefriedigt geblieben ist.

    Häufig hört man auch den Vorwurf, dass wir alle keine Geduld mehr für Bücher und verschachtelte Sätze haben. Ich kann nur sagen: Gott sei Dank. Ich habe mich während meines Studiums durch zu viele akademische Bücher von Profs gequält, die keinerlei Respekt vor der Zeit des Lesers hatten und – wie du schön sagst – nur rumgeschwallt haben. Die meisten Business-Bücher können auf 1-2 Blog-Posts runtergebrochen werden. Ich habe keine Geduld mehr für diese Art der Bücher, weil ich gelernt habe, dass so viele Seiten darin reine Lückenfüller sind.

    Bei YouTube und TikTok ist es ähnlich: Wozu ein langwieriges TV-Format anschauen, wenn ein gutes Video es auch in 30-60 Sekunden auf den Punkt bringt? Früher hatten wir keine Wahl. Wir MUSSTEN uns mit dem abfinden, was uns im TV oder in Zeitschriften vorgesetzt wurde. Jetzt können wir uns unsere Formate selbst wählen, auf 1,5-fache Wiedergabegeschwindigkeit stellen und das konsumieren, was uns am meisten anspricht. Für manche sind das hohle Unboxing-Videos. Für mich waren das kürzlich eine Reihe von extrem informationsreichen Videos über Zeichnen und Malen, die kein TV-Format jemals genau so rübergebracht hat.

  5. Oskar

    ChatGPT ist ein Werkzeug und wird schon in Kürze ähnlich wie eine Textverarbeitungssoftware etwas sein, das jeder Schreiber in seinem Werkzeugkasten haben muss. Es erspart einfach eine Unmenge Zeit, wenn mal wieder schnell en paar Blah-Texte gefordert sind. Bullshit Bingo kann ChatGPT nämlich ganz hervorragend. Wer also sei Geld damit verdient, solches Zeug für die Leser*innen in Wokeistan zu formulieren, der darf sich wirklich fürchten.
    Um hier allerdings brauchbare Ergebnisse zu bekommen, braucht es auch die richtige Fragestellungsstrategie an die KI. Und die muss man auch erst mal erlenen bzw. die Abstraktionsfähigkeit haben, was man da sinnvollerweise fragt.
    Ganz anders wenn es um qualifizierte Texte wie z.B. technische Anleitungen geht. Da scheitert die KI bis auf weiteres(?) noch völlig.

    • „Wokeistan“, meine Güte. Hoffentlich nimmt die KI auch den Mansplainern den Job weg.

      • Die Masse wird bereits dümmer. So in einem Beitrag auf YouTube gesehen 😀 https://youtu.be/_dAtdSVeiLM (seit ich YouTube für mich entdeckt habe, schaue ich interessanterweise wesentlich mehr Dokumentationen, so kann es auch gehen 😀 ).

        Demnach wird es so sein, dass KI wirklich vielen den Job weg nimmt, bzw. , ich glaube, das entspricht viel mehr der Wahrheit, Jobs in einer Welt schafft, in der viele mit einem bis dahin aktuellen Durchschnittsgehirn gar nicht mehr in der Lage sind, diese auszuführen. Ich denke, dass diejenigen, die im Moment noch in der Lage sind, diese Komplexität zu erfassen, weil sie sich z. B. mit umständlichem Geschwafel und Grammatik auseinandergesetzt und ihr Gehirn damit trainiert haben, die Grundlagen für diese KI schaffen und dass die nachfolgenden Generationen nur noch mit Hilfe dieser Hilfsmittel klar kommen. Es wird somit eine ganz andere Welt geschaffen werden. Und es wird dafür sorgen, dass es eine große Kluft zwischen den wenigen Intelligenten, die diese Systeme weiter konstruieren und einer großen Masse, die einfach nur Knöpfchen drücken können, gibt. Dies könnte dann wieder, ich übertreibe mal, zu einer Art Sklaverei führen (wenn dies in Teilen nicht schon so ist; ich denke da an die ganzen Billiglöhner, deren Anzahl exponentiell gestiegen sind). Bei einer solchen Verteilung bekomme ich allerdings Angst bezüglich unserer politischen Zukunft, da Demokratie auf Komplexität aufbaut. Und ein wesentlicher Baustein der Demokratie, eine gute Bildung ist. Meine Befürchtung ist, dass wir irgendwann einen Zenit überschreiten und die Dummheit alles plattbomben wird. Am Ende können alle wieder bei Null anfangen (vielleicht sogar keine Menschen, sondern andere überlebende Lebewesen). Düstere Theorie, ich weiß. Ich selbst hoffe ja immer, dass diese Zyklen genügend lang sind, damit ich sie nicht erleben muss 😉

        OT: Ich hatte bereits in der Grundschule gerne in Schachtelsätzen geschrieben und mir wurde es bereits in den Siebzigern versucht, abzugewöhnen (flaches West-Berliner Bildungsniveau 🙄 ). Seit dem ich eine SEO-Software in meinem Blog (nicht dem dir bekannten) verwende, achte ich mehr darauf, sie nicht zu verwenden, weil sich tatsächlich der Score ändert! Dies fiel mir natürlich auch bei den meisten anderen Blogs auf. Demnach gibt es dieses Runterbrechen von Texten bereits schon wesentlich länger. Und ich merke tatsächlich, dass der Content, der so runter gebrochen wurde, erheblich mehr Zuspruch findet. Genauso ist es mit Forenbeiträgen. Schreibe ich ausführlicher, wird gar nicht erst gelesen 😥

  6. Fußnote Überprüfen

    Elon (Musk) hat doch nichts mit ChatGPT und dessen Preisen zu tun! (Fußnote) Er will einen Konkurrenten erschaffen.

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