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Nach der Mittagspause wird zurückgeschossen

„Büro ist Krieg“, sagt Bernd Stromberg. Da kämpfen Zahlenkrieger gegen das Fußvolk. Es werden Ressourcen rekrutiert, man schlägt sich im War for Talents, für den man sich extra einen War Room einrichtet. Und wenn’s sein muss, werden die letzten Reserven mobilisiert. Alles ist erlaubt im „Kampf der Abteilungen“. 😉

Quasi die totale Mobilmachung. Und klar: „Nach der Mittagspause wird zurückgeschossen.“

Ich hatte mal einen Oberhäuptling (eine Zeitlang ein sehr angesehener Mann in Berlin), der so manchen Blindgänger mit zwei Abmahnungen und der darauffolgenden Kündigung loswurde. Oder wie er es nannte: Knieschuss, Bauchschuss, Kopfschuss. Der war auf jeden Fall kein Schönwettersoldat.

Naja, wenn man sonst keine schlagkräftigen Argumente hat, muss man eben manchmal schweres Geschütz auffahren… Das kann nämlich kriegsentscheidend sein – es sei denn, man befindet sich auf einem Nebenkriegsschauplatz.

Im Eifer des Gefechts kann es schon mal passieren, dass man ins Hintertreffen gerät. Gerade als Frontschwein muss man die Fahne hochhalten, wenn von oben wieder mal nur 08/15*-Ideen kommen. Und auch mal einem anderen Team Schützenhilfe leisten. Man ist ja kein Kameradenschwein.

Jedenfalls sollte der brave Unternehmenssoldat seinen Bereich immer wieder auf Vordermann bringen. Bloß keine offene Flanke zeigen. Sonst ist ganz schnell E-DE-KA: Ende der Karriere.
OK, ich hab mein Pulver verschossen – bleibt mir nur noch, die Waffen zu strecken.

Hab ich irgendwas vergessen? Feuer frei! 😉

Updates zu Militärspräche im Büro

UPDATE: Ja, ich hab was vergessen: Die Einschläge kommen näher. Aber so mancher hat den Schuss nicht gehört.
UPDATE 2: Die haben mir mein Konzept zerschossen.
UPDATE 3: Das hatte ich gar nicht auf dem Radar.
UPDATE 4: Mithilfe meiner Twitterkumpel ist noch mehr Martialisches zusammengekommen: Wie konnte ich die Deadline vergessen, quasi den Todesstreifen der Büropartisanen. Gerade stieß ich auch wieder auf Guerilla-Marketing – Guerilla wird als „taktisches Agieren im Hinterland des Gegners“ definiert. All die Dingsbums Officers, die dieses Jahr neu angreifen wollen, um die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen und den Markt zu erobern. Am besten schließen wir also die Reihen, sonst stehen wir ganz schnell auf der Abschussliste.
UPDATE 5: Einen Tod muss man sterben.
UPDATE 6: Der Müller, der muss auch immer querschießen.
UPDATE 7: Um keine Angriffsfläche zu bieten, geht man lieber aus der Schusslinie.
UPDATE 8: Die Taskforce, auch Einsatzgruppe genannt. Und ein richtiges Goldstück: Unser Vorschlag sollte beschussfest sein – hab ich bei jemandem von der Bundeswehr aufgeschnappt.
UPDATE 9: Gewehr bei Fuß – wie konnte ich das vergessen!
UPDATE 10: Mit diesem Artikel habe ich wohl über das Ziel hinausgeschossen.
UPDATE 11: Zuerst muss man das Ziel natürlich anvisieren. Und dann ist beim politischen Gegner eine „gewisse Schussfestigkeitganz praktisch, laut Sigmar Gabriel. Dabei handelt es sich mitnichten um eine Unverwundbarkeit, sondern um die Nervenstärke von Hunden bei lauten Geräuschen.
UPDATE 12: Wie konnte ich nur den Schnellschuss vergessen.
UPDATE 13: In der aktuellen Kriegsberichterstattung tauchen viele militärische Fachbegriffe auf, die wir nur noch symbolisch benutzt hatten, z. B. Grabenkämpfe.
UPDATE 14: Achtung, der Meyer ist ein Querschläger. Jedenfalls gehört er nicht zur Vorhut (einer kleinen militärischen Aufklärungseinheit).
UPDATE 15: Dieser Schuss ist wohl nach hinten losgegangen. Was für ein unsicherer Kantonist!

*Typenbezeichnung für das Maschinengewehr MG08 von 1915.
Photo by rawpixel on Unsplash

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10 Kommentare

  1. Leider leider wahr. Entscheidungen die nicht kriegsentscheidend sind und Nebenkriegsschauplätze…

  2. […] Nicht gut finde ich eindeutig den „reißerischen“ Stil, in dem das Buch geschrieben ist. Natürlich: Wer verkaufen will, muss trommeln, oder so ähnlich. Aber vielleicht bin ich da zu sehr geprägt durch meine permanente Auseinandersetzung mit wissenschaftlicher Literatur. Sätze wie „Change or die“ oder „Anstatt Neues zu kreieren sowie Mensch und Gemeinschaft voranzubringen, ist ein Gemetzel im Gange, das keinen Platz für Gewinner lässt“ stoßen mir eher sauer auf, als dass ich davon angezogen würde. Deutlich dramatischer als Stil finde ich jedoch die permanente Betonung von „Kampf“ im Sinne von Wirtschaft. Wenn Wirtschaft ein Kampf ist, dann will ich dabei nicht mitmachen! Das gipfelt in der Aufforderung an StartUps, Gesetze zu brechen, Urheberrechte zu verletzen und „sich der Freibeuterei“ hinzugeben: „Wenn Firmen innovieren möchten, wie es disruptive Entrepreneurs tun, müssen sie zu Piraten werden – das ist der Ton, der in all dem Erlernten aus diesem Buch mitschwingt.“ Vielleicht bin ich zu sehr Sozialarbeiter, als dass ich mit diesem Wortgebrauch mitgehen kann. „Patentkrieg“, „Schlachtschiff“, „Gefecht“, „Kampf“, – sorry, aber das sind Begrifflichkeiten, die ich im Kontext von Innovation als schwierig und wenig zielführend erachte. Noch einmal: Wenn Wirtschaft, und hier vor allem Unternehmen der Privatwirtschaft, mit denen ich mich ehrlicherweise nur begrenzt auskenne, Kriegsschauplätze sind, dann kann ich verstehen, warum es unserer Gesellschaft so geht, wie es ihr geht. Und dann bin ich froh, damit bislang wenig Berührungspunkte zu haben. Anscheinend aber muss etwas an diesem Kriegston dran sein, sonst hätte die liebe Lydia nicht diesen tollen Artikel hier geschrieben. Lest selbst? […]

  3. M.E. ist die interne Büro-Kriegsrhetorik eine direkte Tochter der externen Markt-Kriegs-Rhetorik:
    Solange unter „Unternehmertum“ ein aggressives, anti-soziales Verhalten verstanden wird, bei dem es darum geht, andere über den Tisch zu ziehen (Kunden, Mitarbeiter, Investoren, Dienstleister, Behörden), wird auch sich auch intern alles nach „Krieg“ anfühlen, anstatt nach sinnvoller, erfüllender Tätigkeit. – Übrigens auch dann, wenn Kriegsrhetorik bewusst vermieden wird. Es ist auch, aber kein rein sprachliches Phänomen. Henne-Ei-Diskussionen sind in einem systemischen Kontext ja sowieso immer fruchtlos: Man kann immer auf beiden Seiten in ein System intervenieren.
    Entgegen dem, was uns oft erzählt und an Ideen verkauft wird, haben wir jedenfalls grade keine Win-Win-Wirtschaft, sondern ein System, indem es darum geht, Kosten auf dem Rücken anderer Menschen zu externalisieren. – Wer das am smartesten macht und dabei auch noch den schönen Schein zu wahren versteht, ist ein „erfolgreicher Unternehmer“. Der kluge Skrupellose, der Soziopath ist die Idealgestalt unseres heutigen Wirtschaftens. – Und unter der Hand werden viele von uns, die an sich keinerlei soziopathische Neigungen haben „vom System“ zu soziopathischem Verhalten „erzogen“.
    Da das ein Systemfehler ist, sind system-interne Appelle wahrscheinlich tatsächlich immer nur Linderungen eines Leids, das aus einer den Unternehmen äußerlichen Quelle immer neu entsteht. – Unternehmen brauchen m.E. durch alternative Finanzierungsformen den Raum, um langfristig, um wirklich unternehmerisch denken zu können. – Um etwas besseres sein zu können als desorganisierte Räuberbanden, die auf der Ausschau danach sind, welchen „Markt“ sie am geschicktesten „ausbeuten“ können.

    • Stimme Dir zu, auch wenn ich nicht glaube, dass alle Unternehmer so handeln. Ich kenne z. B. gerade unter Gründern viele, die (so wie ich) ausschließlich in Deutschland produzieren. Oder nur mit DHL versenden. Das sind bewusste soziale/politische Entscheidungen jenseits der Marktlogik. Eher karmisch. Das Thema Finanzierung ist spannend, hattest Du ja sehr ausführlich auf Deinem Blog beschrieben. Mache mir da auch gerade Gedanken…

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