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Jeden Monat tausend Euro:
Was würdest du tun?

„Wenn du gewinnst, musst du aber auf die Bühne springen.“ Pressesprecherin Vroni grinst. Ich stehe in einem zum Studio umfunktionierten Großraumbüro in Neukölln, umgeben von Kameras und Bildschirmen. Auf der Bühne vor mir werden gleich 132.000 Euro verschenkt – an irgendwen. Wie jeden Monat verlost ein Verein mehrere bedingungslose Grundeinkommen an registrierte Teilnehmer*innen. Heute bedeutet das: Elf Menschen werden einen Betrag von 1.000 Euro im Monat bekommen. Ein Jahr lang. Ohne jede Bedingung.

Auch ich habe mich mal bei Mein Grundeinkommen e. V. registriert, irgendwann vor einigen Jahren. Bisschen halbherzig, da ich ja sowieso nie irgendwo gewinne. 😉 Die Teilnahme kostet nichts, allerdings muss man sich für jede Verlosung manuell anmelden. Vor ein paar Monaten entschied ich mich dann, eines der rund 108.000 Crowdhörnchen zu werden. Das heißt, ich trage mit einem kleinen monatlichen Betrag dazu bei, die Grundeinkommen zu finanzieren. Dadurch bin ich automatisch bei allen Verlosungen dabei. Wie es der Zufall will, lernte ich kurz darauf Vroni kennen. Und merkte im Gespräch mit ihr, wie wenig ich eigentlich über das Thema weiß.

Bedingungsloses Grundeinkommen: Was heißt das?

Zuerst mal: Grundeinkommen. Man kann darüber streiten, was der Mensch zum Leben braucht. Für mich bedeuten 1.000 Euro: Kost und Logis sind bezahlt. Andere Menschen können komplett von diesem Betrag leben. Für wieder andere ist es ein Zubrot zu ihrem ohnehin schon guten Gehalt.

Der wahre Zündstoff bei dem ganzen Thema steckt in dem Wort „bedingungslos“. Mir ist erst durch die Gespräche mit dem Team klargeworden, wie radikal diese Idee ist: Es sind null Bedingungen an das Geld geknüpft. Wo gibt es sowas schon?

Oft werden ja ziemlich willkürliche Bedingungen aufgerufen, wenn es um Geld geht: Es gibt z. B. viele Schreibstipendien – meistens aber nur bis 35 Jahre. Mit seinem „solidarischen Grundeinkommen“ (das übrigens weder solidarisch noch ein Grundeinkommen ist, sondern eine geförderte Anstellung bei der Stadt Berlin) unterstützt der Berliner Oberbürgermeister Langzeitarbeitslose – aber nur, wenn sie zwischen einem und drei Jahre arbeitslos sind. Auch hier gilt der Klassiker: Leiste erst mal was, dann gibt’s auch was.

Das ist beim BGE anders. Kinder können gewinnen, genauso wie In- und Ausländer*innen, Geringverdiener*innen oder Millionär*innen. Sogar die Mitarbeiter*innen des Vereins sind nicht – wie normalerweise üblich – ausgeschlossen. Bedingungslos heißt auch: Mach damit, was du willst. Niemand muss sich dafür rechtfertigen, wie sie oder er das Geld verwendet. Aufs Konto packen, investieren, weiterverschenken, einfach verjubeln für den Urlaub oder die Ü-Ei-Sammlung – alles ist okay. Natürlich darf man auch anonym bleiben und muss gar keine Angaben zur Verwendung machen.

„Aber dann liegen die ja nur in der Hängematte“

Eine große Angst vieler Menschen ist, dass wenn man das BGE einführen würde, niemand mehr Lust hätte zu arbeiten. Alle würden nur noch netflixen und chillen. In den Straßen würde sich der Müll türmen, weil alle nur noch das arbeiten, worauf sie Lust hätten – und wo kämen wir denn da hin? Geradewegs auf den Ponyhof!

Ob und wie das BGE Menschen verändert, kann man nur in der Praxis herausfinden. „Fortschritt hat eigentlich schon immer so funktioniert, dass Leute Dinge einfach ausprobiert haben, ihre Ideen im Experiment überprüft haben – genau das machen wir“, sagt Pressesprecherin Vroni.

Beim BGE geht es darum, der Gleichwürdigkeit aller Menschen Rechnung zu tragen. Du bekommst das Geld, weil du es wert bist. Punkt. Du musst dafür nichts leisten, niemand sein oder vorgeben zu sein. Das an sich ist schon revolutionär. Es geht aber noch um viel mehr: innere Freiheit, die Chance, sein Potenzial zu entfalten – bei diesen Themen schwenke ich sofort meine imaginäre Büronymus-Flagge. 😀

„Die Weiterentwicklung des Selbst ist ja ein Urdrang des Menschen“, meint Vroni. „Und nicht nur das, das BGE macht auch den Kopf frei, sich um die Verbesserung der Welt zu kümmern.“ Klar, wer im täglichen Hamsterrad feststeckt, von Stress und Sorgen geplagt ist, wird sich eher nicht mit dem kritischen Zustand der Welt befassen. (Hier der beeindruckende Vortrag des Klimaforschers Johan Rockström von der re;publica 19 zur Lage unserer blauen Kugel – leider nur auf Englisch.)

Was macht das BGE mit den Menschen?

Für ihr Buch „Was würdest du tun?“ (Kaufempfehlung!) haben der Gründer des Vereins, Michael Bohmeyer, und die Autorin Claudia Cornelsen BGE-Gewinner*innen gefragt, wie das Geld ihr Leben verändert hat. Dafür sind sie quer durch Deutschland bis ins hinterste Dorf gereist und haben die unterschiedlichsten Menschen interviewt.

Die Antworten haben das Autorenteam verblüfft: Ein Alkoholiker hörte auf zu trinken. Ein chronisch Kranker konnte sich endlich dem Druck von Krankenkasse und Arbeitgeber entziehen und wurde gesund. Familien kurz vor dem Zusammenbruch wuchsen wieder zusammen, da sie plötzlich keine Geldsorgen mehr und mehr Zeit füreinander hatten.

Nur wenige Menschen kündigen übrigens ihren Job – viele stellen fest, dass sie nun mit weniger Druck arbeiten, ihr Selbstbewusstsein wiedergewonnen haben. Andere machen sich endlich selbstständig. (Yeah!) Die Existenzangst ist weg – was für eine Wohltat.

„Ich hab es nicht verdient“

Das sei die erste Reaktion vieler Menschen, berichtet Christina, die beim Verein für die Betreuung der glücklichen Gewinner*innen zuständig ist. Obwohl allein an dieser Verlosung 576.000 Registrierte teilnehmen, schauen sich nur wenige den Livestream auf Youtube an –  die meisten, die ausgelost werden, sind völlig überrascht, wenn Christina anruft.

„Manche rufen mich erst mal mit unterdrückter Nummer zurück, weil sie glauben, dass ich Firlefanz mit ihnen machen will. Oder dass jemand ihnen ihre Bankverbindung abluchsen will. Andere sind ganz aufgelöst am Telefon, einfach glücklich“, erzählt Christina.

Das Vorhaben: Was würdest du tun?

Im Studio wird gerade wieder gejubelt. Der Gewinner des 373. bislang verlosten Grundeinkommens wurde soeben gezogen – er heißt Stefan. Und hat eine beeindruckende Liste an Vorhaben in sein Profil eingetragen. Wenn er gewinnen würde, würde er seiner Kreativität freien Lauf lassen, mehr Zeit mit seinem kleinen Sohn verbringen – und sich weniger von Geldsorgen stressen lassen.

Allein sich für das Gewinnspiel zu registrieren und darüber nachzudenken, was man mit 12.000 Euro anfangen würde, verändert bereits das Leben vieler Teilnehmer*innen, berichtet Christina : „Eine siebenköpfige Familie hatte als Vorhaben eingetragen, dass sie gern eine Weltreise machen würden. Danach fingen sie an zu überlegen: Warum eigentlich warten? Was hält uns davon ab, es jetzt zu tun? Eine Weltreise ist es nicht geworden, aber sie sind durch Europa gereist. Die Gewinnbenachrichtigung erreichte sie dann in Südfrankreich.“

Und überhaupt: „Das Wenigste hat mit Materiellem zu tun. Wir gehen davon aus, dass das Grundeinkommen innerlich was macht. Selbst bei denen, die gut verdienen. Denn die bringen Opfer dafür, machen viele Überstunden.“ Durch das Grundeinkommen fangen Menschen an, sich Fragen über ihr Leben zu stellen und neue Möglichkeiten zu erkennen. Das ist vielleicht die größte Power dieses Projekts.

Auch mir geht, seit ich Vroni getroffen und das Buch gelesen habe, diese Frage nicht aus dem Kopf: „Was würdest du tun?“ Momentan habe ich eher das Gefühl, das Geld nicht zu brauchen. Ich fühle mich reich. Falls ich gewinne, hatte ich damals bei der Anmeldung eingetragen, würde ich in den 12 Monaten gern 12 Traumjobs ausprobieren und darüber schreiben. Ich finde, das klingt immer noch nach einem coolen Plan. Was hält mich davon ab, ihn umsetzen?

Das letzte Grundeinkommen ist verlost – für heute. Meine Losnummer war nicht dabei. Gut so. Das gibt mir noch Zeit, darüber nachzudenken, was ich mit dem Geld machen würde. Und was würdest du tun?

P. S.: Das hier wäre nicht Büronymus, wenn ich nicht auch einen Blick hinter die Kulissen des Vereins geworfen hätte. Das Team von Mein Grundeinkommen e. V. arbeitet nämlich selbstorganisiert. Was das bedeutet, lest Ihr in Teil 2.

Photo by insung yoon on Unsplash

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8 Kommentare

  1. I.Wagner

    Beim BGE geht es darum, der Gleichwürdigkeit aller Menschen Rechnung zu tragen. Du bekommst das Geld, weil du es wert bist. Punkt. Du musst dafür nichts leisten, niemand sein oder vorgeben zu sein. ?………………….

    Das gilt für Säuglinge und eine Weile für Kleinkinder.

    Danach gibt es nirgendwo in der Natur und im Leben eine Halb-Heit, das heißt wer „einatmet atmet aus, wer ißt geht aufs Sch…h. Wer etwas haben will muss auch etwas geben, zur Existenz beitragen, verpflichtet!!!!(Außer Schwerst behinderte und Eingeschränkte, diese werden von einer Solidargemeinschaft unterstützt, das ist der Würde des Menschen geschuldet)

    Das BGE ist ohne jede Pflicht und damit existentieller Un-Sinn. Das Leben gibt es nur im Fließen zwischen den Polen. Das ist die Grund-Bedingung.

    Ja und die Natur des Mensche, pendelt zwischen Gut und Böse, wer das leugnet ist ignorant. Das ist psychologisches Grundwissen. Die eigenen Guten und Nicht-so-guten Seiten zu kennen heißt auch sich des täglichen ringen müssen mit seinen Schwächen, bewußt zu sein.

    Ein MUSS, das heißt Pflichten zu haben, ist da durchaus sinnvoll und stützend, nicht so leicht in den eigenen Sumpf und Chaos abzudriften.

    Das Ideal des“ guten kreativen selbstbestimmten“ Menschen ist zwar schön angedacht, geht jedoch an der Realität des Menschen vorbei.

    Was wirklich not tut ist, alles Unbegrenzte, Uferlose, in einer Begrenzten Welt, sinnvoll zu begrenzen. Genau das passiert nicht da Gier und Macht am Ruder sind.

    Das BGE wird deshalb nicht bringen was sich die Schönträumer erhoffen: die gute neue bessere Welt.

    • Lydia

      Die Praxis beweist das Gegenteil. ??‍♀️

    • Kathi

      „Was wirklich not tut ist, alles Unbegrenzte, Uferlose, in einer Begrenzten Welt, sinnvoll zu begrenzen. Genau das passiert nicht da Gier und Macht am Ruder sind.“

      Genau das tut das bedingungslose Grundeinkommen. Es begrenzt Ausbeutung von Menschen. Es begrenzt finanzielle Ungleichheit. Es begrenzt die Zerstörung des Lebensweges.

      Wie die Autorin weiterhin wunderbar schreibt: Theoretisieren kann man hier viel, erst die Praxis wird zeigen, wie großartig die Einführung die Welt verändern wird.

  2. wolfgang fubel

    Wenn die Weltbevölkerung weiter anwächst und die Automatisierung rasannt
    voranschreitet, was ja Heute schon der Fall ist, dann muß zwangsläufig so
    etwas wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt werden! wenn Maschinen
    und Roboter die Arbeit der Menschen übernehmen und die aller meisten kein
    Einkommen haben werden,weil die Automatisierung die Produckte herstellt, die
    die Menschen zuvor hergestellt haben. Das heißt, die Gewinne daraus, die die Maschinen
    erwirtschaften, müssen zwangsläufig unter Denen aufgeteilt werden, die dadurch
    nicht mehr im Arbeitsprozess stehen! Ja selbst die Steuern, Krankenkassen Beiträge
    und die Renten müssten damit für die Masse Mensch beglichen werden!
    Im übertragenen Sinne heißt das nichts Anderes als das die Maschinen die dafür nötigen Steuern
    begleichen! Die Wenigen die diese Maschinen in Ordnung und am Laufen halten,, werden
    die Wenigen sein, die noch Arbeiten Eine unglaubliche Masse an Menschen wird für Tätigkeiten
    frei werden, die im Dienste am Menschen zur Verfügung stünde.
    Die Milliarden Gewinne, die Heute schon, ohne das Genannte System ,erwirtschaftet werden,
    würde ja schon ausreichen um ein Grundeinkommen für Jeden zu gewährleisten.
    Nur ist das nicht gewollt und wird mit allen erdenklichen „Argumenten“ verteufelt. Aber
    es wird kommen müssen. Ob das einige Ökonomen wollen oder nicht!

  3. Carlo

    Ich begrüße die Idee, die hinter dem BGE steckt. Ich bin weder Gegner noch Befürworter. Das hat mehrere Gründe.
    In meinen Augen ist das BGE nur eine Krücke, um das humpelnde System weiter aufrecht laufen zu lassen. Zum anderen suggeriert es, dass ein Einkommen lebensnotwendig ist. Tatsächlich arbeitet niemand für Geld. Bis auf Menschen, welche sich vielleicht mit Dagobert Duck identifizieren, arbeiten alle für Dinge und Dienstleistungen, die man mit Geld erwerben kann. Von daher wäre eine bedingungslose Grundversorgung (BGV) plus Gutscheinsystem (im Rang einer Parallelwährung) die ehrlichere Alternative. Davor steht aber das Finanzsystem, weil niemand etwas an dieser Lösung verdienen kann.

    »Beim BGE geht es darum, der Gleichwürdigkeit aller Menschen Rechnung zu tragen. Du bekommst das Geld, weil du es wert bist. Punkt. Du musst dafür nichts leisten, niemand sein oder vorgeben zu sein.«
    Obwohl das Wort Würde dem Wort Wert entspringt, hat kein Leben, kein Mensch einen Geldwert. Auch nicht 1.000 oder 100.000 Euro monatlich. (Anmerkung zum Geld: Es ist nicht einmal festgelegt, was ein Euro wert ist. Das ist das Erstaunliche am Geld. Es soll eine Maßeinheit darstellen, aber seine kleinste Einheit ist nicht definiert.)
    Tatsächlich geht es aber wirklich um Würdigung und Wertschätzung von menschlicher Leistung. Dazu muss man sich daran erinnern, dass ungefähr die Hälfte gesellschaftlichen Gesamtarbeit (Erziehung, Pflege, Hausarbeit, Ehrenämter – zum Teil physisch und psychisch stark belastend) außerhalb der Logik des ökonomischen Systems ohne Vergütung und angemessener Wertschätzung stattfindet. Auch diese Arbeit sichert das Überleben und Wohlbefinden von Menschen und bildet eine wichtige Säule im Leben der menschlichen Gemeinschaft. Nur ein Beispiel – frei nach Friedrich List:

    In einer humanistischen Gemeinschaft wäre eine Vollzeit-Mutter, die drei Kinder versorgt, ein angesehenes wertvolles Mitglied. Sie wäre nicht von der Verteilung der erzeugten Waren und Dienstleistungen ausgeschlossen und müsste nicht betteln.
    In einer bürgerlichen Gemeinschaft ist die gleiche Mutter faktisch ohne Wert, weil sie sich nicht selbst vermietet. (Ein Arbeitsvertrag ist ein Mietvertrag, begründet ein Dauerschuldverhältnis.) Sie hat nach »bürgerlichem Recht« (was nicht identisch ist mit Menschenrecht) keinen Anspruch auf erzeugte Waren und Dienstleistungen. Sie muss betteln und bekommt möglicherweise streng geregelte Almosen wie HartzIV. Würde sich die Frau an einen landwirtschaftlichen Unternehmer vermieten und Ferkel oder Kälber großziehen, wäre sie ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft.
    Das gilt natürlich auch für einen Vollzeit-Vater.

    Ein anderes Problem des BGE ist die Finanzierung im bestehenden Geldsystem. Es gibt nur zwei Wege. Entweder verschuldet sich jemand oder man startet eine Umverteilungsorgie. Niemand wird sich für ein BGE verschulden wollen. Daher bleibt nur die finanzielle Umverteilung. Am liebsten von den Vermögenden. (Man braucht keine Glaskugel, um vorherzusehen, dass diese nicht ernsthaft betroffen sein werden.) Diese wird die ohnehin schon angespannten gesellschaftlichen Verhältnisse nur weiter belastet. Denn es ist nicht besonders logisch (im Sinne von verständlich), dass man zunächst Gesetze schafft, welche Vermögensanhäufung und hohe Einkommen ermöglichen, um dann Gesetze zu schaffen, die das juristisch ehrlich erworbene finanzielle Vermögen und Einkommen wieder zu enteignen. (Diese Problematik betrifft übrigens alle Steuern und Abgaben auf Einkommen aus selbst erbrachter menschlicher Leistung.) Das hat auch nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Zusätzlich erhöht sich die Gefahr einer sich ständig beschleunigenden, steigenden (Lohn)-Preisspirale. Da die Öffentlichkeit keine Kontrolle über die Geldschöpfung hat, kann sie nicht einmal etwas dagegen unternehmen.
    Was ich damit aufzeigen wollte ist, dass die bestehenden Probleme systemischer Natur sind. Dabei kann man diese in einem Blogkommentar nur flüchtig anreißen. Ein BGE kann und wird bestehende Probleme nicht auflösen. Es wirkt eher wie Systemkosmetik. Wie bei vielen Lösungsansätzen der Gegenwart, auch auf anderen Gebieten, fehlt ein ganzheitlicher Ansatz. Wer nicht mit dem Finanzsystem rechnet, wird sich verrechnen. Natürlich gibt es Lösungen für dieses Dilemma. Nur muss man dazu die »liebgewordenen« ökonomischen Denkstrukturen verlassen und von außen auf die Situation schauen. Und wie immer ist die Frage nach dem »Warum« zunächst grundlegender als die Fragen nach dem »Wohin« und »Wie«.

    Ein Ansatz, welcher nur die Basis für Problemlösungen schaffen soll, könnte aus folgenden Schritten bestehen:
    1. Geldschöpfung in öffentlicher Hand (Damit ausdrücklich nicht Parlamente und Regierungen gemeint.)
    2. Geldschöpfung passiert auf Grund des Buchungssatzes Kasse/Konto an Eigenkapital (Damit steht Geld zur Verfügung, welches nicht auf Schulden basiert und das keinen Zins verlangt.)
    3. Die Öffentliche Hand räumt sich per Gesetz ein Vorkaufsrecht für sämtliche Immobilien ein (Damit wird die Spekulation mit Grund und Boden unterbunden. Die wichtigste Maßnahme in diesem Prozess.)

    Mit ein paar zusätzlichen flankierenden Regelungen hätte die Gesellschaft sofort Geld in der Hand, um ALLES, was für sie wichtig ist, zu finanzieren. Zur Not auch ein BGE oder BGV. Zusätzlich brauchte man keine Sozialabgaben und Steuern auf selbst erbrachte menschliche Leistungen.

    Alles wäre möglich, wenn die Mitglieder der Gesellschaft nur wollten. Bisher sehe ich diesen Willen nicht. Vor allem nicht bei den politisch Verantwortlichen. Bisher begnügt man sich in der Gesellschaft mit Bürgerrechten anstatt Menschenrecht. Man begnügt sich damit Ausbeutung zu begrenzen anstatt sie abzuschaffen. Man begnügt sich damit die Mitwelt weniger zu belasten anstatt sie gar nicht erst zu schädigen. Man begnügt sich damit einfach weniger schlecht zu sein anstatt endlich gut zu sein. Man begnügt sich damit das Falsche perfekt zu machen und handelt damit perfekt falsch. Aber man fühlt sich irgendwie gut und clever dabei. Ohne grundsätzlichen Perspektivwechsel und ein sich anschließendes Umdenken, gefolgt von entsprechenden Handlungen, wird sich gar nichts ändern. Da hilft auch kein BGE.

    • wolfgang fubel

      Das ist schon Richtig wie Sie das sehen.
      Solange Einige Wenige fast alles Besitzen und die Meisten fast nichts, werden
      Die alles daran setzen, das Das so bleibt. Wenn Millionen von Menschen arbeitslos , auf Grund
      der fortschreitenen Automatisierung werden und die Sozialsysteme zusammen brechen, weil
      Maschinen und Roboter keine Steuern und Sozialabgaben leisten, wird ein Grundeinkommen
      kommen müssen. Alleine schon aus Sicherheits Interressen in der breiten Masse Mensch muß
      eine Maschinensteuer erhoben werden. Maschinen und Roboter gehen auch nicht an die Börse,
      um in diesen Casinos Ihr Geld zu mehren.. Sie können auch nicht spekulieren zu Ihren Nutzen und zum Schaden Anderer. Die arbeitslos gewordene Masse Mensch wird sich anderen Dingen zuwenden müssen, um das Selbswert Gefühl aufrecht zu halten, etwas zu leisten und nicht dem Gefühl der Nutzlosigkeit ausgesetzt zu sein. Wenn die Moralische Selbstverpflichtung der Menschen einhergeht mit der Tatsache über eine unbegrenzte Menge an Zeit zu besitzen, dann
      sehe ich unglaubliche Inovatieve Möglichkeiten und Erfindungsreichtum kommen.
      Nur so fürchte ich, wird das ein unerfüllbarer Traum sein. Zu eingefahren in den Jahrhunderten
      des Besitzens und der unermesslichen Gier alles haben zu wollen. Dazu kommt noch der Wille
      alles und Jeden kontrollieren zu wollen! Sehr wahrscheinlich läuft alles auf eine große
      Auseinandersetzung hinaus, wie man so sieht, wird fleißig daran gearbeitet.
      Wenn man die Kosten der Kriege, die Verschwendungssucht und die Ungeheuren Summen der
      Superreichen zusammen zählen würde,
      dann wäre in dieser Welt ist soviel Geld vorhanden, das Jeder vom Baby bis zum Greiß ein Eigenheim, mit Garten und soviel zum Essen hätte, wie Er bräuchte und selbst dann wäre
      noch genug Geld übrig!
      In Anbetracht dieser Tatsache erscheint mir ein bedingungsloses Grundeinkommen in der
      Heutigen Zeit geradezu wie ein Trinkgeld!

  4. Rano64

    Die Idee ist eigentlich schön, kann aber nicht für alle funktionieren. Bekämen das BGE alle, würde der zusätzliche Betrag direkt eingepreist und (etwas vereinfacht ausgedrückt) die Lebenshaltungskosten würden im Schnitt exakt um die Höhe des BGE steigen. Also gäbe es nur einen kurzen (und heftigen) Inflationsschub und danach wäre alles wie vorher.

    Und in der aktuellen Diskussion ist das BGE vor allem ein neoliberales, marktradikales und libertäres U-Boot. Diese Leute träumen nämlich davon, den verhassten Sozialstaat komplett abzuschaffen und von der totalen Selbstverantwortung.

    • wolfgang fubel

      Wenn die Menschen auf Grund der Weltweiten Automatisierung und die damit verbundene Arbeitslosigkeit, mehr Zeit Füreinander und Untereinander verbringen . Sehe ich ganz andere
      Möglichkeiten der Menschlichen Reife, des Bewußtseins. Ein sozusagen besseres Miteinander.
      Wir hätten dann nur dafür Sorge zu tragen, das die Wenigen, die die Automatisierung in
      Gang halten und kontrollieren nicht, wie vorher aus den Ruder laufen! Das wäre für die Wenigen
      ein schweres Unterfangen, stünden Sie doch der Gewaltigen Masse Mensch gegenüber, die
      im Gegensatz zu Früher sehr viel Zeit hätten, das im Keim zu ersticken.
      Die Angst um den Arbeitsplatz, die Existenzangst und die Angst vor der Minimalrente im
      Alter. Das alles fällt weg.
      Ob aber auf Dauer, die nächsten Hundert Jahre dieses System am Laufen gehalten werden kann
      das müßte sich erst zeigen! Nur möchte ich darauf verweisen ,das Das Jetzige Finanzsystem
      schon ein Paar mal zusammengebrochen ist und in fürchterlichen Kriegen endete und mit
      Sicherheit nicht das Gelbe vom Ei ist!
      Das die „Besitzstandswahrer“ und dazu zähle ich die Superreichen in dieser Welt gegen das BGE
      sind, ist ja Sonnen klar. Denn das würde ja Ihrer Einstellung wiedersprechen, die Menschen in der Totalen Abhängigkeit zu halten die Ihnen die unkontrollierte Anhäufung Ihrer Vermögen erst
      ermöglicht hat!

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