Zum Inhalt springen

Habemus E-Bike

Hurra, ich hab ein E-Bike! Es war gar nicht so einfach, eins zu finden. Das lag vor allem daran, dass ich überhaupt nicht wusste, was ich wollte. Früher bin ich – wenn überhaupt – Citybike gefahren und der tägliche Anblick der radelnden Prenzlmütter mit Weidenkorb und Blümchenkette am Lenker tat wohl ein Übriges, hehe. Daneben kannte ich nur Hollandräder – also dachte ich, eines davon würde schon zu mir passen. Aber das war ein Irrtum.

Für mich als gemütliche Autofahrerin mit ehemals fetter Karre ist es ein ziemlich großer Schritt, aufs Rad umzusteigen. Aber auch mir ist klar, dass die Tage des Autoverkehrs im Berliner Zentrum gezählt sind. Wenn wir das Klima und damit unsere Zukunft retten wollen, können wir nicht weiter fröhlich Treibhausgase produzieren – das ist Fakt.

Als Zwischenlösung holte ich mir ein Fahrrad-Abo bei Swapfiets. Preislich unschlagbar! Danach wusste ich, was ich nicht wollte: ein Hollandrad. Ich war komplett überfordert damit – es war zu groß, zu schwer, zu unhandlich. Ich musste mich regelrecht hinaufschwingen, beim Beladen kippte mir das Vorderrad weg, beim Haustüraufschließen fiel das Monster mich von der Seite an. Ich kämpfte mehr mit dem Rad, als dass ich es fuhr. 😀

Während der Pandemie kam mir der Gedanke, doch lieber ein E-Bike zu kaufen, um langsam fitter zu werden und dann auch weitere Strecken (also ab 8 km 🙂 ) zurücklegen zu können. Mein „Sport“, Spazierengehen, bringt ja leider nichts für Herz- und Kreislauf und dank des Zuhauserumsitzens sind meine Beine Pudding. Und ich wohne am Prenzlauer BERG, hier geht’s tatsächlich öfter mal bergauf. 😛

Gibt es das perfekte E-Bike?

Ein E-Bike von Winora hatte ich vor Jahren in der Reha mal zwei Wochen lang ausprobiert und fand es toll. Leider wird es nicht mehr produziert und ich konnte es auch gebraucht nicht auftreiben. Zwischen den „Lockdowns“ schaffte ich es sogar mal in einen Fahrradladen und probierte den Nachfolger von Winora aus. Aber irgendwie überzeugte er mich null – zu sportlich, zu hart. Der supernette Verkäufer gab mir aber den Tipp, auf keinen Fall für unter 3.000 Euro zu kaufen. „Der Akku kostet ja schon 500!“ Na, das konnte ja heiter werden.

Den ganzen Herbst und Winter verbrachte ich mit der Recherche nach einem E-Bike. Die City-E-Bikes mit ihrem draufgeschraubtem schwarzen Akkublock fand ich uncool. Irgendwann entdeckte ich ein superelegantes Design-E-Bike von Schindelhauer. In Creme! Big love! Aber 4000 Euro?! Und es sollte erst im Juni auf den Markt kommen. Solange wollte ich nicht warten – ich hatte ja schon so lange gewartet.

Je länger ich das Designrad anschaute, desto mehr misfiel mir die schlanke Ausführung. Damit konnte man doch gar nix transportieren. Aus irgendeinem Grunde fahre ich nämlich immer einen Haufen Zeug durch die Gegend: Unterlagen, Computer, Einkäufe, irgendwas von Obi, Katzenfutter, Katzenstreu. Oder den Kater selbst.

Der Transportfaktor

Also, hm, vielleicht doch ein Lasten-E-Bike? Der halbe Prenzlberg fährt seine Kinder damit rum. Das Blöde ist nur, dass man mit so einem Riesenoschi nicht durch den Park spazierenfahren oder mal eben schnell irgendwo hinflitzen kann. Es nimmt auch zu viel Platz weg – und wenn wir hier was nicht haben, dann Fahrradparkplätze aufm Hof. Oh, Mann. Ein E-Roller fiel auch aus, wegen der Sache mit dem Park. Das ist doch der Gag am Radfahren in der Stadt, dass man nicht die gleiche Strecke wie die Autos nehmen muss, sondern quer durch die Parks abkürzen kann.

Ich fing an, mir Youtube-Videos von Fahrradverkäufern reinzuziehen. Alle männlich (Fahrradläden von Frauen für Frauen scheinen eine Marktlücke zu sein), alle fachsimpelten über die Technik. „Was ist besser? Wenn der Motor im Vorderrad, in der Mitte oder hinten sitzt?“ Surpise, suprise, alles hat seine Vor- und Nachteile.

Die Technik interessierte mich weniger, ich wollte wissen, wie smooth sich die Dinger fahren. Ob mein Hintern auf den Sattel passt. Und natürlich: Wie viel das Ding wegschaffen kann. Aber darüber sprach keiner. Wie man ja aus der feministischen Stadt- und Verkehrsplanung weiß, haben Frauen andere Mobilitätsbedürfnisse als Männer und vielleicht sollte man sowohl bei Beratung und Verkauf als auch beim Fahrraddesign mal Frauen beteiligen.

Die eierlegende Wollmilchsau

Irgendwann klappte ich erschöpft den Laptop zu und begriff: Das Rad, das ich will, gibt es gar nicht. Ich suchte nämlich die eierlegende Wollmilchsau – wie so oft im Leben. Ich suchte ein Fahrrad für Autofahrer:innen. Haha!

Apropos Auto, da fiel mir wieder dieser SPIEGEL-Artikel über das Muto ein – das E-Bike, das ein Auto (halbwegs) ersetzen können soll. Ich hatte mir deren Website öfters angeschaut, aber immer wieder gezögert, mir das Muto im Internet zu bestellen, denn es gibt ein paar Nachteile: Man kann es nicht Probe fahren – stattdessen gibt es eine 30-Tage-Rückgabegarantie. Und der Hersteller hat keine Werkstätten in Deutschland. Das wird damit begründet, dass das E-Bike sehr wartungsarm ist.

Aber ansonsten hat das Muto fast alles, was ich will: gutes Design und diverse Click-& Roll-Körbe und -Taschen für den Transport, dazu ein vernünftiger Preis von unter 2.000 Euro. Nachdem ich meine 2. Statistikprüfung bestanden hatte und mich dringend belohnen musste 😀 , bestellte ich es.

Mit dem Muto zum Baumarkt

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich mag das Muto. Es hat genau die Vor- und Nachteile, die im SPIEGEL beschrieben wurden. Ja, der Antritt ist etwas schwergängig, aber dafür erfüllt das E-Bike alle anderen meiner Wünsche: Ohne die Körbe, die sich mit einem Klick abnehmen lassen, kann ich damit herumcruisen. Im Vergleich zum Monster-Hollandrad ist es extrem handlich und gut beherrschbar. Es hat definitiv die besten Bremsen, die mir je bei einem Rad begegnet sind.

Auch den Härtetest bei Obi hat das Muto bestens bestanden. Was für ein Aha-Erlebnis, ein Rad richtig aufzubocken (beidseitiger Ständer!) und den Vorderkorb zu beladen, ohne dass das Rad wegkippt. Auch voll bepackt lässt sich das Bike sicher manövrieren.

Ein paar Verbesserungsvorschläge hätte ich trotzdem: Eine Kooperation mit einer bundesweiten Werkstattkette wäre schon praktisch. Es ist einfach ein beruhigendes Gefühl, wenn man weiß, wo man sein E-Bike im Ernstfall hinbringen kann. Außerdem würde ich Paypal als Zahlungsoption anbieten, sodass man in Raten zahlen kann. 2000 Euro einfach mal so zu berappen ist heftig. Und als neues Zubehör schlage ich einen Tragegriff zum Treppen-Raufschleppen und einen Haustierkorb vor.

Ansonsten haben die Holländer:innen echt an alles gedacht: sogar an etxrabreite Reifen, mit denen man nicht in die Straßenbahnschienen rutscht. Und, so möchte ich ergänzen, durch die man sich beim Fahren auf dem Berliner Kopfsteinplaster nicht die Zähne ausschlägt. 😛 Jetzt kann der Sommer kommen.

Disclaimer: Ich kriege nichts für diesen Artikel. Dachte nur, es wäre schön, wenn jemand, der nach dem Muto sucht, nicht nur Rezensionen auf Niederländisch findet.

Fotos: Lydia Krüger

Bitte folgen Sie mir unauffällig!

Auf Twitter und Facebook.

Ein Kommentar

  1. Skully

    Hallo Lydia, willkommen im Club der Stromer.

    Lustigerweise kam zum Thema Ebike und Werkstätten gestern Abend in Erstausstrahlung ein Werkstatt-Test mit versteckter Kamera. An diesem Beitrag habe ich mitgearbeitet.

    https://m.youtube.com/watch?v=Brf4f7wo2r8

    Liebe Grüße aus Stuttgart
    Skully

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert