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Habe ich einen Bullshitjob?

Es gibt Bullshitjobs, wusstet Ihr das? Also, für mich war es nichts Neues, hatte ja selber schon ein paar. 😛 Zum Beispiel als PR-Beraterin. Oder beim Fernsehen. Neulich meldete sich ein alter Bekannter und schickte mir den Link zu einem Fernsehbeitrag für „Liebe Sünde“, den ich mal gemacht habe. Ich hatte den Film schon vergessen – über die Jahre dürften es ein paar Hundert für verschiedene Sender gewesen sein. Ich klickte also auf den Link.

Und oh Gott, was für ein sinnloser Schwachsinn! Bekloppt ist noch die netteste Beschreibung, sexistisch ist das Filmchen auf jeden Fall. Wäre die Welt ärmer ohne diesen Beitrag? Definitiv nicht, im Gegenteil. Warum hab ich das Ding verbrochen? Tja, ich wollte wohl nur spielen. Fehlgeleitete Kreativität sozusagen – ich sehe sowas mittlerweile überall. Hab mir damals überhaupt keine Gedanken gemacht, was ich da in die Welt hinausblase. Ich war jung und brauchte das Geld. Aber arrrgh, was für eine Verschwendung von Zeit, Geld und Talent!

Natürlich waren nicht ALLE meine TV-Beiträge Bullshit. Es gab auch ein paar sensible Künstlerporträts und unterhaltsame Interviews. Aber alles in allem: Hätte es meinen Job als Fernsehautorin nicht gegeben, wäre es niemandem aufgefallen. Und damit sind wir auch schon beim ersten Kennzeichen eines Bullshitjobs: Wenn er weg ist, merkt es keiner.

Der Streik der Überflüssigen

Ist Euch schon mal aufgefallen, dass Müllmänner, Busfahrer*innen und Krankenhauspersonal gelegentlich streiken – aber Banker*innen, Anwält*innen oder Unternehmensberater*innen nie? Das liegt nicht nur daran, dass letztere besser verdienen. Es würde schlichtweg niemandem auffallen, wenn sie mal ein paar Tage ausfielen. Tatsächlich gab es 1970 einen sechsmonatigen Bankenstreik in Irland, dessen Effekt auf die Wirtschaft „überraschend klein“ war. 😀

Der US-amerikanische Ethnologe und Anarchist David Graeber hat ein Buch mit dem Titel „Bullshitjobs“* geschrieben. Auch wenn es wirtschaftlich überhaupt keinen Sinn macht: Offenbar werden eine Menge Leute dafür bezahlt, einfach nur irgendwo herumzusitzen oder etwas Sinnloses zu tun. Das klingt vielleicht im ersten Moment ganz attraktiv – aber da ist der Boreout nicht weit, die schleichende Erschöpfung durch Langeweile.

Management als Bullshitjob

Überhaupt frage ich mich, ob nicht eine Menge Bullshitjobs im Management zu finden sind. Schaut man sich frischgegründete Unternehmen an, so wird in der Wachstumsphase eine Management-Ebene „eingezogen“, weil man das Gefühl hat, die Kontrolle zu verlieren und „Strukturen schaffen“ zu müssen. Plötzlich braucht man Leute, die koordinieren und kontrollieren. Vorher ging es auch ohne. Und immer wieder gibt es Situationen, in denen führungslose Teams durch Höchstleistungen überraschen.

Nachdem ich einmal längere Zeit krank war, begrüßten mich meine Teammitglieder freudig mit der Aussage, es wäre auch ohne mich super gelaufen. Und im Grunde stimmte das. Zwar lagen ein paar Entscheidungen auf Eis, die nur ich treffen durfte und einige Leute wollten etwas von mir, das nur ich ihnen geben konnte. Aber ansonsten lief das Tagesgeschäft auch ohne mich. (So sollte es ja auch sein – es war ja mein Ziel, mich als Führungskraft entbehrlich zu machen.) Trotzdem tat es ein bisschen weh.

Wenn ich mich in meiner HORG umschaute, sah ich Führungskräfte, die die Arbeit ihrer Teams eher behinderten als förderten. Oder die halt irgendwie da waren, aber nicht weiter auffielen. Was machten wir Manager*innen eigentlich den ganzen Tag? E-Mails beantworten, Powerpoint-Präsen, Konzepte und Berichte schreiben und vor allem: in Meetings herumhocken. Die wenigsten waren noch operativ im Einsatz. Mit den Jahren bekam ich das Gefühl, das Arbeiten zu verlernen. Ich delegierte nur noch. Meine eigene Arbeit brachte kaum greifbare Ergebnisse. Auch hier müffelte es nach Bullshitjob.

Wider die Logik des Kapitalismus

Warum gibt es überhaupt Bullshitjobs, wenn sie doch der Effizienzversessenheit des Kapitalismus widersprechen?

Getreu diesem Motto begann Graeber, Informationen zu sammeln. Und fand heraus: Manche Jobs existieren nur, damit jemand anderes Untergebene hat. Vor kurzem berichtete mir jemand über eine Sekretärin, die einfach nur dazu da ist, aus einer One-Man-Show ein „richtiges Unternehmen“ zu machen. Sie sitzt den ganzen Tag herum und kassiert ein gutes Gehalt.

In anderen Fällen erledigen Untergebene einen Großteil der Arbeit ihrer Vorgesetzten. Sekretärinnen übernahmen früher 80 bis 100 (!) Prozent der Tätigkeiten, die eigentlich Aufgabe ihrer – meist männlichen – Vorgesetzten waren, so Graeber. Sie hielten sozusagen den Bullshitjobbern den Rücken frei.

Kein Bullshit: Bei meinem Ex-Fernsehsender habe ich sogar erlebt, wie die Sekretärin nach dem Abgang des Geschäftsführers dessen Nachfolgerin wurde. Alle wunderten sich über diesen schrägen career move, aber eigentlich war es logisch. Sie kannte alle Vorgänge und Gepflogenheiten, hatte die nötigen Kontakte – und sich offensichtlich auch das Know-how des Chefredakteurs zugelegt (was jetzt nicht so schwierig war 😛 ).

Graeber zufolge gibt es sogar eine ganze Kategorie von Bullshitjobs für die Wiedergutmachung von Schäden, die unqualifizierte Vorgesetzte angerichtet haben.

In größeren Organisationen (hallo, HORG!) sagt die Anzahl der Köpfe, über die man „herrscht“, oft etwas über die Macht aus, die man innehat. Ohne Volk keen König, wa. Auch das ist ein Anlass, Bullshitjobs zu kreieren.

Schwammige Stellenbeschreibungen

Meine Lieblings-Bullshitjobs sind die, die aus guter Absicht geschaffen werden. Vielleicht hat man einen Angestellten, der – aus was für Gründen auch immer – nicht mehr in der Lage ist, seinen Job richtig zu machen. Oder keine Lust mehr hat. Man kann oder will ihn aber nicht feuern. Andererseits kann man aber auch niemanden einstellen mit der gleichen Stellenbeschreibung, das würde ja auffallen. Deshalb erfindet man einen Job mit einer ganz schwammigen Stellenbeschreibung und setzt diese Person dann der Missliebigen vor die Nase oder in den Nacken.

Die neue Person darf aber nicht sofort das ganze Arbeitsgebiet der alten übernehmen, das würde ja auffallen. Also übernimmt sie erst mal nur einen Teilbereich. Vielleicht riecht aber der Abservierte den Braten und legt sich plötzlich ins Zeug. Dann steht der Newcomer da und hat nichts zu tun. Spätestens, wenn der kündigt und die Stelle neu besetzt wird (wegen der Anzahl der Untergebenen, Ihr wisst schon), weiß niemand mehr genau, wozu sie eigentlich geschaffen wurde.

Das erklärt auch, warum Jobbezeichnungen und Stellenanzeigen immer schwammiger werden. Graebers Buch ist gespickt mit Zitaten von Menschen, die ihre sinnlosen Jobs reflektieren:

Meine derzeitige Stellenbezeichnung lautet Portfoliokoordinatorin, und jeder fragt mich ständig, was das bedeutet oder was ich eigentlich tue. Ich habe keine Ahnung. Ich versuche immer noch, es herauszufinden.

– Lisa, Werbeagentur

Leute beschreiben ihre Jobs im Internet ernsthaft mit: „Ich bewege mich an der Schnittstelle von X und Y.“ Was macht so jemand? Sich den ganzen Tag bewegen? Und wo? Warum? Ich stelle mir das bildlich vor: wie sich jemand an so einer Schnittstelle vom Baum schubbert – wie der Bär aus der Klopapierwerbung.

Wertbeitrag unter Null

Graeber verweist auf die Studie „A bit rich“ einiger britischer Wissenschaftler*innen. Sie haben sich drei gutbezahlte Jobs und drei Niedriglohnjobs vorgenommen und ausgerechnet, welchen Nutzen die eigentlich für die Gesellschaft haben. Das Ergebnis: Nicht nur, dass einige Top-Jobs weniger Wert für die Gesellschaft einbringen – sie zerstören sogar Wert.

Die Begründung der Forscher*innen: Investmentbanker sind mitverantwortlich für die Finanzkrise und die Vernichtung von Kapital der Anleger*innen. Werbeagenturen kurbeln sinnlosen Konsum an, der unseren Planeten zerstört. Jemand, der in einer Recycling-Fabrik arbeitet, sorgt dagegen für eine sauberere Umwelt. Erzieher*innen ziehen nicht nur die kommenden Generationen auf, sondern ermöglichen auch den Eltern, arbeiten zu gehen – hoffentlich nicht in Bullshitjobs.

Der Job als Luftnummer

Wenn ich am Montag dort [auf der Arbeit] erscheinen würde und das Gebäude wäre verschwunden, wäre es nicht nur der Gesellschaft egal, sondern auch mir.
– Finn, Softwareunternehmen

Gerade bei Startups habe ich oft den Eindruck, dort wird eine Firma „dargestellt“. Es gibt Mitarbeiterdarsteller*innen, die irgendwie „performen“ müssen, um einen möglichst lukrativen Exit für die Gründer*darstellerinnen möglich zu machen. Es ist sicher kein Zufall, dass das Wort performance sowohl Leistung als auch Aufführung bedeutet. 😉 Gerade erst ist das Buch „The next Big Thing“ erschienen, in dem der Berliner Startup-Mitarbeiter Sam Gregson über seinen persönlichen „Alptraum Start-up-Szene“ berichtet.

Aus Zuschriften und Gesprächen erfuhr Graeber, dass viele Mitarbeiter*innen aus dem Bankensektor insgeheim davon überzeugt sind, ihre Tätigkeit sei zu 99 Prozent Bullshit und ohne Wert für die Menschheit. Es sei nicht nur die Sinnlosigkeit ihrer Arbeit, die Menschen zu schaffen mache, sondern auch die Heuchelei, mit der ein Sinn vorgespiegelt wird.

Eine sehr unangenehme Variante des Bullshitjobs ist die des Blitzableiters. Diese Stellen sind nur dazu da, den Unmut über Missstände abzufangen, die das Unternehmen keinesfalls verbessern will. Ich habe mich immer gefragt, was für ein Elefantengemüt man eigentlich haben muss, um sich z. B. an der Kundenhotline eines Telefonanbieters tagtäglich den geballten Frust der Kund*innen anzuhören. Und das oft nur, weil andere ihren Job nicht ordentlich machen. In diesen Fällen wird der Bullshitjob zum Scheißjob – doppelt unangenehm.

Die Könige der Bullshitjobs sind für mich Influencer – leider fehlen sie in Graebers Buch. Sie kombinieren gekonnt sinnfreie Arbeit mit dem totalen Ausverkauf ihrer Seele. Was das mit der Psyche macht, lässt sich wunderbar in der Netflix-Doku „American Meme“ besichtigen. (Der Film ist nicht so nervig aufgedreht wie der Trailer.)

Trend zur Bullshitisierung

Graebers These: Auch die „echten“ Jobs werden immer mehr bullshitisiert. Ich teile seinen Eindruck. Mit dem zunehmenden Kontrollwahn des Managements wuchert die Bürokratie. Und irgendwann müssen auch diejenigen mit bullshitten, die den eigentlichen Job an der Front machen – sie müssen Statistiken, Berichte und Konzepte abliefern. Deren Mantra lautet dann: „Ich komme zu nichts mehr, ich muss ständig Berichte schreiben und in Meetings herumsitzen.“ Willkommen im Club, hehe.

Habe ich also einen Bullshitjob? Ich meine, ich bin Bloggerin, hellooo?! Und schreibe und halte Vorträge. Manchmal trau ich mich gar nicht, das zu sagen, wenn ich Leuten begegne, die richtig hart ranklotzen müssen für ihr Geld. Neulich fragte mich ein Malermeister: Damit kann man Geld verdienen? Naja, irgendwer muss ja dieses Internet vollschreiben, nech.

Ist mein Job sinnvoll? Ab und zu kriege ich Rückmeldungen, dass es jemandem was gebracht hat und dann denke ich: OK, das ist gar nicht so schlecht. Aber trage ich wirklich etwas bei zu dieser Gesellschaft?

David Graeber zufolge gibt es zwei Kriterien für einen Bullshitjob: Erstens, er bringt keinen gesellschaftlichen Nutzen. Und zweitens, die Ausführenden selbst halten ihn für sinnlos. Soll heißen, wenn man es selbst nicht merkt, ist alles gut. Damit lässt Graeber dem schönen Schein ein Hintertürchen offen. Danke dafür.

*Graeber, David. Bullshit Jobs: Vom wahren Sinn der Arbeit (German Edition) . Klett-Cotta. Kindle-Version.

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17 Kommentare

  1. Danke für diesen schon längst für uns alle überfälligen Artikel. <3 #LoveBueronymus

  2. Grandios! Danke für den Artikel!
    Ich bilde mir ja ein, dass ich keinen Bullshitjob hab.?
    Zum Thema Bullshitjob „Blitzarbeiter“: Kennst du den Film „Dick und Jane“? Wirklich großartig!

    • Lydia

      😉 Nein, kenne ich nicht, klingt aber gut.

  3. Sonja

    Ich habe definitiv auch so einen Bullshit Job, und das ist auch einer der Gründe warum ich ihn hasse, mit mindestens einem Bein in den Burnout gelatscht bin und jetzt etwas ändere. Die Art wie wir arbeiten, ist ganz schön in Schieflage. Ich habe einige Jahre gebraucht, um das zu merken. Früher dachte ich es läge am jeweiligen Job/Chef/Unternehmen oder eben mir, heute verstehe ich mich selbst (HSP, Intro) besser und sehe aber auch, dass ganz viel davon System hat. Danke also für Deinen Blog, Du bringst oft meine Gedanken und Gefühle „zu Papier“. Soviel zumindest zu Deinen Überlegungen zum Sinn des Blogs ?. Mir hilft es beim Denken.

    • Lydia

      „Die Art, wie wir arbeiten, ist ganz schön in Schieflage.“ Yep.

  4. Carlo

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Ohne Bullshitjobs müsste man sich schnell Gedanken darüber machen, wie es in der Gesellschaft, die längst genug für alle und noch mehr produzieren kann, weiter gehen soll. So hat man noch Bedenkzeit. So lange man Gewinnen hinterher läuft und nicht auf Bedarfsdeckung setzt, wird es schwer mit der Lösung des Problems.

    Ich halte Deine Tätigkeit als Bloggerin für nützlich. Ich denke, dass es auch nur darum im Leben gehen sollte, sich auf diese oder jene Art nützlich zu machen. Jeder so gut wie er kann. Kindern Geschichten vorlesen oder einen Haushalt zu führen oder älteren Menschen behilflich zu sein ist in meinen Augen ebenso nützlich, wie Fahrräder oder Häuser zu bauen, Bücher zu schreiben oder nach neuen Dingen zu forschen. Das Eine wird ohne das Andere nicht sein.

    • Neeva

      Absolut. Graeber hat in seinem Buch ein paar sehr interessante Ausführungen dazu, was so gesellschaftlich als „Arbeit“ gesehen wird und was nicht und was es da für Überschneidungen mit Geschlechterrollen gibt.
      „Eine Tasse wird einmal hergestellt, aber tausende Male gewaschen“ [von mir übersetzt, keine Ahnung mehr welches Kapitel]
      Gerade die Fixierung darauf, dass „Arbeit“ etwas produziert, lässt einen Riesenanteil der tatsächlich geleisteten Arbeit auf einen Schlag aus dem Bewusstsein verschwinden.
      Daher die endlosen Diskussionen, dass Haushalt, Erziehung, Mental load sehr wohl Arbeit sind…

  5. Peter

    Herrlich! Und so erschreckend wahr. Eigentlich schon ein bisschen gruselig…
    Auch bei mir in der Firma (Mittelständler, Dienstleistungsbranche, 3.500 Mitarbeiter) gibt es diese Bullshit-Jobs en masse. Zig sog. „Projektmanager“ (mein Hightlight: „Implementierungsmanager“, was auch immer das sein soll…). Wir haben teilweise Teamleiter, die !!1!! Person als Team haben. Wir haben Direktoren die führen eine „Abteilung“ komplett ohne Mitarbeiter, sind also quasi alleine. Kleiner Schwank, original so passiert: Als ich vor Jahren meine Position (Kein Bullshit-Job) übernommen habe, habe ich auch viele Reports, Berichte, Statistiken übernommen, die ich an diese Projektmanager und seltsamen Abteilungen verschicken musste. Viele dieser Reports etc. kamen mir so unnötig vor, dass ich das Verschicken sukzessive eingestellt habe. Bis heute (und das ist jetzt mehrere Jahre her) hat niemand, aber auch gar niemand jemals nachgehakt und nach seinen fehlenden Report gefragt. Bullshit-Jobs par excellence….

  6. Neeva

    Und die Arbeit einer Bloggerin verschönt vielen Menschen den Tag und hat damit eine unanfechtbare Berechtigung, genau wie Musik, Malerei, Theater oder Kuchenbacken.

    Wenn dann noch Denkanstöße und neue Ideen dazu kommen ist es ein eindeutiges gesellschaftliches Plus.

  7. MrsCgn

    Spannender und erhellender Text.
    Kleine Anekdote: Als ich in einer PR-Agentur arbeitete, wurde eine neue Kollegin als Head of Corp Comm vorgestellt. Ich habe mich bei ihrer Vorstellung tatsächlich erdreistet zu fragen: Und was machst Du dann also solche so? – Wir lachen noch heute drüber, denn diese Kollegin ist wirklich eine tolle Frau mit viel Know-how und unglaublicher Empathie, aber die Tatsache, dass sie die Frage nicht wirklich beantworten konnte, zeigt: In Agenturen gibt es massenhaft Bullshit-Jobs.
    Dein Text bringt mich dazu, mich selbst zu hinterfragen, und ich bin direkt froh, für mich zu einem positiven Ergebnis zu kommen, einfach, weil ich die Resultate meiner Arbeit sehe und mich deren Wirkung zufrieden macht. Insofern: Dankeschön. 🙂

  8. „Kein Bullshit: Bei meinem Ex-Fernsehsender habe ich sogar erlebt, wie die Sekretärin nach dem Abgang des Geschäftsführers dessen Nachfolgerin wurde. Alle wunderten sich über diesen schrägen career move, aber eigentlich war es logisch. Sie kannte alle Vorgänge und Gepflogenheiten, hatte die nötigen Kontakte – und sich offensichtlich auch das Know-how des Chefredakteurs zugelegt (was jetzt nicht so schwierig war ? ).“

    Meine Rede seit ’45: die meisten Sekretärinnen könnten den Job ihres Chefs machen (und machen es auch, aber das bleibt deren beider Geheimnis).

    Toller Blog! Bist ab sofort auf meiner Blogroll.

  9. Wenn sie für die Gesellschaft keine Werte schaffen, ist es dann nicht merkwürdig, dass all diese Firmen und Konzerne so gar keine Probleme haben, ihre Bullshit-Mitarbeiter (gut) zu entlohnen. Ich lasse das Fragezeichen gleich mal weg. Solange die Gewinne sprudeln, ist für diese Arbeitsplätze gesorgt, von daher ist es nicht merkwürdig. In den Geschäftsetagen sorgt eine Bullshit-Krähe für die andere, selbst wenn man gar nichts voneinander weiß. Man hält zusammen, weil das System jeden belohnt, der drin ist.

  10. Rano64

    Ich habe definitiv einen Bullshit-Job. Das war früher anders, aber er wurde dazu gemacht. Warum ich da sitze? Ich darf Unterhalt zahlen für Frau und Kinder und finde in meinem Alter nichts ausreichend bezahltes mehr.

  11. Ich musste etwas lächeln beim Lesen. Dass ein Team über eine gewisse Zeit sehr gut ohne Chefin zurecht kommt, habe ich zu Anfang meines Berufslebens erfahren. Ich hatte zwei Chefinnen, die sich darum bemühten, dass ihre Mitarbeiter_innen sie im Notfall problemlos für eine gewisse Zeit ersetzen konnten, und wir konnten das auch.

    Im Moment habe ich Vorgesetzte, die sogar die Dauer meiner Telefonate und der anschließenden Nacharbeitszeit kontrollieren und beurteilen. Das demotiviert, und nicht nur mich. Im ganzen Team – Mitarbeiter_innen, die den Job seit 10, 20 oder 30 Jahren gut machen – hat die Demotivation derart um sich gegriffen, dass mir angst und bange vor den Folgen wird.

    Versuche, das Thema bei den Vorgesetzten anzusprechen, werden abgeblockt oder enden im Streit, und auf letzteren habe ich inzwischen keine Lust mehr. Dabei ist mein Job nicht einmal wirklich ein Bullshit-Job, obwohl ich einen Teil meiner Zeit damit verbringe, Probleme anderer Leute zu lösen, die diese eigentlich leicht selbst lösen könnten.

  12. Max Jalaly

    Schöner Artikel, dankeschön!
    Eine Anmerkung zur letzten Frage: Blogger*in ist, genau wie z.B. Autor*in oder Künstler*in, definitiv kein Bullshitjob! Es sei denn vielleicht, man liefert permanent nur Zeug ab, das niemanden interessiert, und dann hat sich die Sache ja ohnehin nach kurzer Zeit erledigt.

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