Ich hab’s wieder getan. Von meinem Fuckup, meinem größten beruflichen Fauxpas erzählt. 🙂 Das kam ja schon beim ersten Mal in Leipzig ziemlich gut an, aber jetzt konnte ich das toppen, glaube ich. Im Audimax der Goethe-Universität in Frankfurt am Main vor 1.500 Leuten, das war schon geil.
Ich war natürlich aufgeregt, aber gleichzeitig extrem ruhig – eine seltsame Mischung. Das Publikum (halb Student*innen, halb Konzern) hat richtig gut mitgemacht. Das hat dann meinen Ehrgeiz geweckt, sie noch mehr zum Lachen zu bringen. Ich liebe das einfach. Das Leben ist doch so absurd! Wenn man sich das mal bewusst macht, kann man gar nicht mehr aufhören zu lachen.
Das Feedback war unglaublich gut, eine Menge Leute haben sich nach der Veranstaltung bei mir bedankt. Ich krieg immer noch Nachrichten auf LinkedIN von Zuschauer*innen, die mein Vortrag berührt hat. Und richtig gut unterhalten. Sogar die Presse kam hinterher zu mir, und die ist nun wirklich nicht gut weggekommen in meiner Geschichte.
Mit so viel Lob kann ich gar nicht umgehen, hey! 😀 (Es bleibt ja trotzdem immer der nagende Zweifel, ob man sich nicht eventuell doch total zum Horst gemacht hat…)
Es ist einfach total kontraintuitiv in dieser Businesswelt, WIRKLICH offen über Fehler oder gar einen major fuckup zu sprechen. Und über Gefühle. Es ist einfacher und wahrscheinlich auch üblicher, gut gepanzert auf die Bühne zu gehen und ganz cool einen auf „Dumm gelaufen, aber ich bin drüber weg, hier sind Eure Learnings“ zu machen.
Als ich in Frankfurt ankam, hab ich sofort so eine getting-shit-done-Energy gespürt. Alle waren zack-zack-mäßig unterwegs. (Als Berliner Schluffi fällt einem das sofort auf. :D) Ist halt eine Businessstadt, mit richtigen Unternehmen. Naja, und den Banken.
Jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass es schon „kompetitiver“ zugeht, um das Lieblingswort eines tief gefallenen Thomas* zu benutzen, der an dem Abend auch da war. Vielleicht hat mein Vortrag auch deshalb was zum Schwingen gebracht in den Leuten.
In den Gesprächen hinterher fiel oft das Wort „authentisch“. Das weiß ich wirklich zu schätzen, weil ich hart an meiner Authentizität (vor allem im Job und in jeglichen Machtverhältnissen) arbeite. Als Introvertierte kann ich nur dann maximal authentisch sein, wenn ich zu 100 Prozent hinter einem Thema stehe. Aber dann werde ich zur Rampensau.
Tja, also, was mach ich jetzt mit dem neu entdeckten Talent? 😛 Ich hätte wirklich Lust, mehr vor jungen Leuten und Studenten zu sprechen. Damit sie mal gucken, ob es wirklich ihr Ziel ist, einer von vielen stromlinienförmigen Anzugträgern in einem Konzern zu werden. Oder ob’s da vielleicht noch andere Möglichkeiten gibt.
Ich könnte ihnen zeigen, dass die Arbeits- und die Gefühlswelt ganz eng zusammenhängen. Dass das eine auf das andere verheerende, aber auch beglückende Auswirkungen haben kann. (Emotion und Arbeit kristallisiert sich auch gerade als Interessenschwerpunkt in meinem Psychologiestudium heraus – surprise, surpise!)
Irgendwie sowas. Oder Business Comedy. Universum, Du weißt Bescheid.
Hier geht’s zum Video der Fuckup Night FFM. Danke an alle, die den Abend unvergesslich gemacht haben. <3
PS: Und wer lieber liest als Videos guckt: Für ZEIT ONLINE hab ich die Geschichte mal aufgeschrieben.
*Dem neuen Bericht der AllBright-Stiftung zufolge sind in den Vorständen der 160 deutschen Börsenunternehmen im vergangenen Jahr genauso viele Frauen hinzugekommen, wie es dort Männer namens Thomas gibt.
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Hey Lydia,
um herauszufinden, ob „mit Lob umgehen“ womöglich auch ein neu entdecktes Talent von Dir ist, spür doch nochmal kurz wie sich das anfühlt: Ich fand Deinen Auftritt super. Es hat total Spaß gemacht, Dir zuzuhören, sich auf Deine Pausen einzulassen, mit Dir gemeinsam zu lachen, sich überraschen zu lassen von Deinen top sitzenden Sprüchen… kurzum: Danke für großes Kino!
Und? Sehr schlimm? 😉
Sonnigen Gruß nach Berlin
Elke
Ja. ? Aber danke, dass Du auch noch mal in die Kerbe haust. Übung macht wohl den Meister.
Vielen Dank, Lydia, für Deinen Anteil am gesteigerten Wohlbefinden in der Welt.
Mit einem amüsierten Lächeln im Gesicht frage ich mich immer noch, wie ‚authentisch‘ man ist, wenn man daran hart arbeiten muss.
Und eigentlich hast Du die Antwort gleich hinterher geschickt. Wenn jemand hinter etwas steht, daran glaubt und überzeugt ist, dass es auch anderen nützt, ist es dann noch ‚harte Arbeit‘?
Ja, ich weiß, das ist jetzt etwas kniffelig … so wegen Wertschätzung und so.
„Sharing toxic thoughts in homeopatic doses.“
🙂
Also die Theaterbühne steht dir auch immer offen … 😉
Und herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Auftritt!
lg,
Sarah
Gute Idee, vielleicht kann ich da mal paar Sachen ausprobieren. 😉
Oh, schade dass ich das verpasst habe. Man kriegt irgendwie doch nix mit in dieser Stadt.
Du kannst Dir die im Artikel verlinkte Videoaufzeichnung vom Abend anschauen – lohnt sich!