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Eine verheißungsvolle Affäre*

Kleine Durchsage an alle, die schon immer wussten, dass ich Lehrerin hätte werden sollen: Ihr hattet Recht! Ich gebe ja schon länger Kurse zu verschiedenen Kommunikationsthemen an einem Weiterbildungsinstitut – aber das lief immer so nebenher. Nach dem Motto: Hauptsache, Frau Krüger kommt mal raus aus der Butze und unter Leute. Aber jetzt unterrichte ich zum ersten Mal nach meinen eigenen nicht vorhandenen Lehrplänen (und online) und habe einen Heidenspaß! (Gesendet nachts vom Schreibtisch, wo ich gerade Hausaufgaben korrigiere.)

Kein Mensch wird mir glauben, was ich für eine Freude dabei habe. Man darf ja nicht vergessen, dass ich dank zwei Burnouts und diversen gesundheitlichen Problemen ein etwas schwieriges Verhältnis zu Arbeit habe. Am liebsten wäre ich Privatier – Privateuse? Privatière!, denke ich oft. FCK WRK und so, ich brauche keine Arbeit.

Quelle: https://fontmeme.com

Aber dann passieren so Sachen, wo ich denke: Wow, es ist doch geil! Ein derart glücklicher Moment war, als ich das erste Exemplar meines Kartenspiels „Kampf der Abteilungen“ (die Älteren erinnern sich – und ja, es gibt noch welche, schreibt mir einfach) in der Hand hielt – druckfrisch von der Palette. Das war total befriedigend, ein Produkt selbst in die Welt gebracht zu haben. Mein Baby.

Oder als ich im Audimax der Goethe-Universität vor 1.500 Leuten meinen Fuckup-Vortrag hielt. Legendär! Rockstar-Feeling! Noch heute werde ich darauf angesprochen. Das Problem ist: Danach war es nie wieder so geil. Ich stehe ja nicht ständig auf irgendwelchen Bühnen, aber meine bisherige Erfahrung sagt mir: So ab ein paar hundert Leuten macht es richtig Spaß. Da baut sich eine energy auf, die kann man fast greifen. Das ist wie ein Tanz mit dem Publikum, da flutscht es einfach.

Nach diesem Megaerfolg schwebte ich auf Wolke sieben und dachte: Krass, ich hab ein verborgenes Talent! Ab jetzt halte ich nur noch Vorträge. Aber diese Affäre zuppelte eine Weile vor sich hin und mittlerweile habe ich nicht mehr so richtig Bock drauf. Vielleicht versuche ich es mal mit Comedy, denn eigentlich will ich nur Leute zum Lachen bringen. Ach nee, is ja Corona, wird wohl erst mal nix.

Mittlerweile muss ich über mich selbst lachen. Neulich hab ich was Interessantes lektoriert und dachte: Lektorat, was hab ich für einen geilen Job! Eigentlich will ich nur noch das machen. Ist halt perfekt für Besserwisser*innen. 😛 Außerdem lerne ich auch noch was. Dann kam was total Beklopptes rein und ich musste mich tagelang damit rumquälen. Hasse lektorieren total.

Oder als mein erster Artikel bei ZEIT ONLINE erschien (auch noch der zweite und dritte) – Begeisterung pur! Ich habe meinen Job verfehlt, warum hab ich nicht Journalismus studiert?! Aber es ist viel Aufwand und ich merke, dass mir der fame nicht so wichtig ist. Außerdem finde ich mittlerweile: Es sollen mal andere, jüngere Leute ihre Storys aufschreiben, nicht immer nur mein privileged white ass.

Aber hey, übersetzen! Ich liebe es. Sprachen, so crazy. Nie weiß man, was GENAU gemeint ist, muss sich einfühlen und nach Lösungen suchen. Ich hab das schon in der Schule geliebt. Wenn ich es mir recht überlege – ich will gar nichts anderes mehr machen. Ein paar Seiten voller impacts, leverages und leading change später merke ich, wie mein Gehirn sich langsam verabschiedet:

via giphy.com

Und jetzt habe ich also diese verheißungsvolle Affäre mit dem Unterrichten. Ich meine, Leuten was beizubringen! Erst können sie es nicht – dann können sie es. Wie fantastisch ist das?! Naja, mal sehen, wie lange das hält. Ich erwarte nichts.

*Clickbait, hehe!

Photo by Chris Hardy on Unsplash

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2 Kommentare

  1. Angharad Beyer

    Du bist Scannerin, hab ich mir schon lange gedacht (wir hatten ja auch mal gemailt dazu). Die – leider inzwischen verstorbene – Barbara Sher hat dazu ein interessantes Buch geschrieben: „Du mußt dich nicht entscheiden, wenn du 1000 Träume hast“. Ist doch wunderbar, so viele Interessen und dadurch auch Standbeine zu haben!
    Danke für deinen Blog, ich lese ihn immer gerne und fühle mich inspiriert, jedoch fehlt mir immer noch der Mut, selbst was auf die Beine zu stellen.
    Lieben Gruß, Angharad

  2. Hey Angharad, schön, von Dir zu hören. Und toll, dass Du immer noch hier mitliest. Ich glaube, ich hab das Buch sogar gelesen, ist schon lange her. Ich denke auch, dass ich mich nicht entscheiden muss. Ist nur lustig, wie ich immer wieder begeistert bin und dann so – naja. 🙂

    Irgendwie hatte ich hinterher das Gefühl, der Artikel könnte doof rüberkommen in Zeiten von Corona, wo Leute ihre Jobs verlieren. Hoffe, das ist nicht der Fall. Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Idee, eher auf die TÄTIGKEIT zu gucken als auf den JOB, also was mache ich gern? Und daraus leitet sich dann ganz viel ab. Das behandle ich auch in meinem Buch.

    Ich hoffe, es geht Dir gut in diesen komischen Zeiten und wünsche Dir viel Mut.

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