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Ein Problem, ein Problem!

Der Deutsche hat eine innige Beziehung zum Problem. Er hat entweder eins oder er hat keins. Auf jeden Fall redet er gern darüber. Das Faszinierende am Problem ist ja, dass es (zumindest hierzulande) immer gemeinsam mit seiner Zwilligsschwester, der Lösung, auftaucht. Und natürlich hat es auch immer eine Wurzel: die Ursache.
Problem -> Ursache -> Lösung heißt der Dreisatz, nach dem wir Probleme angehen.

Und zwar ausnahmslos. Her mit dem Ding, wir werden es schon lösen! Mit unserer Technik. Unserem Sachverstand. Notfalls auch mit Intuition.
Dass es auch anders geht, wurde neulich in einem SPIEGEL-Kommentar beschrieben. (Gedruckter SPIEGEL – und schlechter Service meinerseits: Ich finde die Ausgabe nicht mehr.)
Es ging um Politik: Warum die Griechen angesichts ihres drohenden Staatsbankrotts so reagieren, wie sie reagieren. Dass sie sich eigentlich nur Zeit kaufen, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass das funktioniert und dass das Leben trotzdem weitergeht. Trotz Problem! Dass die Iraner mit ihrem Atomprogramm auf diese Weise zehn Jahre herausgeschunden haben, in denen sie mit dem Problem gelebt haben. Von Israel und Palästina wollen wir mal gar nicht reden.
Man mache sich also bewusst: Die Vorstellung (ich möchte fast schreiben: Zwangsvorstellung), dass Probleme gelöst werden müssen (und können), entspringt der (nord-)westlichen Denkweise. Dass dies umgehend zu geschehen habe, ebenfalls. Und dass man dazu den oben beschriebenen Dreisatz anwenden sollte, resultiert aus unserem linearen Denken. Wie bei vielen kulturellen Phänomenen sind diese Annahmen so tief in uns verwurzelt, dass wir sie nicht wahrnehmen. Wir setzen sie als gegeben voraus.
All dies führt dazu, dass wir uns in Probleme verbeißen, krampfhaft nach Lösungen suchen und vor allem: einen Tunnelblick entwickeln, der uns die Aussicht auf Alternativen versagt.

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Und wieder hat sich eine Katze in den Blog geschmuggelt 🙂

Daraus entsteht Ungeduld: „Was ist denn jetzt? Wie geht es weiter? Wann ist das Problem endlich gelöst?“ Denn das Problem darf nicht sein. Wenn wir ehrlich sind, hassen wir Probleme und lieben Lösungen. (Deshalb verkaufen Unternehmen statt Produkten und Dienstleistungen lieber Lösungen.) Am beliebtesten ist die schnelle Lösung. Gern genommen wird auch die Von-selber-Lösung. Dafür braucht man nur etwas Geduld, Nervenstärke und Gottvertrauen. Mein persönlicher Favorit, die nachhaltige Lösung, ist schon weniger angesagt. Weil sie mehr Arbeit macht und Lernbereitschaft erfordert. Dafür hält sie länger. Ups, nun bin ich selber schon wieder mitten drin im Lösen. 🙂
Dabei lebt es sich manchmal einigermaßen gut mit dem Problem. Oftmals besser als mit einer der möglichen Lösungen.
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Postkarte in einem Büro in Süddeutschland

Manchmal ist sogar die Lösung das Problem. Oder das Problem ist die Lösung. Aaaaah, mindfuck!
Eine schöne Woche Euch noch – ob mit oder ohne Problem.

Bitte folgen Sie mir unauffällig!

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