Zum Inhalt springen

Der Fluch der Leidensfähigkeit

Ich hatte mal eine Mitarbeiterin, nennen wir sie Lena, die hat nach zwei Jahren gekündigt. Sie fand, dass a) sie bei uns nichts mehr lernen konnte – die Dinge fingen an, sich zu wiederholen und das langweilte sie. Und b) hatte Lena lange vor mir und vielen anderen Kolleg*innen erkannt, dass der Laden nicht mehr zu retten war. Bzw. hat sie es wohl auch nicht als ihre Aufgabe angesehen, ihn zu retten, hehe.

Ich wünschte, ich wäre mehr wie Lena. Tendenziell schaue ich mir irgendwelchen Shit nämlich viel zu lange an. Bin wohl zu leidensfähig. Meinen HORG-Job hab ich acht Jahre lang gemacht, obwohl ich die ganze Zeit wusste, dass ich dort falsch bin und dabei zusehen konnte, wie meine Gesundheit den Bach runterging. Mit dem Alter wird es etwas besser, weil ich immer weniger Lust habe, meine kostbare Lebenszeit mit Menschen und Unternehmen zu verschwenden, die es nicht draufhaben.

Ich bin halt ein Service-Junkie. Ich hab Ansprüche. Dabei kann ich Fehler verzeihen, wirklich. Irren ist menschlich, klar. Aber wenn ich den Eindruck habe, dass die Kernleistung nicht erbracht wird, also das, wofür ich mein Geld bezahle und was der Anbieter sich ja auf die Fahne schreibt, dann platzt mir irgendwann der Kragen. Und das passiert Gottseidank immer schneller.

Nehmen wir mein Fernstudium. Ich nehme das sehr ernst, auch wenn ich den Abschluss eigentlich nicht brauche und das mehr als Hobby sehe. Aber ich erwarte halt von einem Laden, der sich Universität schimpft, ein gewisses Niveau. Gestern war nun die Klausur des ersten Semesters dran. Ich hatte die letzten Wochen und Monate wirklich viel gelernt, soweit das ging, da sich privat einiges Drama abspielte. Aber ich tat mein Bestes und in den letzten 14 Tagen gab ich noch mal richtig Gas, sagte alles ab, was abzusagen ging, und konzentrierte mich aufs Lernen.

Es fällt mir schwer, Definitionen und Theorien in meine Birne reinzukloppen. Ich lerne schlecht durch Pauken, eher durch Verstehen und Durchdringen, durch konkrete Beispiele und erstaunliche Fakten, z. B. sowas hier: Der Verhaltensforscher John B. Watson flog wegen einer Affäre von der Uni und legte später eine bemerkenswerte Karriere in der Werbung hin. Er wandte dort seine behavioristischen Theorien an und wurde damit reich. Außerdem schrieb er ein Buch über Erziehung und erzog seine eigenen Kinder danach. Unter anderem bestand seine Idee darin, dass Kinder nicht zu viel Mutterliebe bekommen sollten. Drei seiner Kinder versuchten als Erwachsene sich umzubringen, einer erfolgreich. So etwas speichere ich ab.

Leider wird (zumindest in Deutschland) immer noch eher langweilig unterrichtet – sogar von den Leuten, die es eigentlich besser wissen sollten, da sie Psychologieprofessor*innen sind. *seufz* An dieser Stelle möchte ich daran erinnern, dass bestimmte Jobs sehr leicht durch eine Software ersetzbar sind – und wenn man in seinen Vorlesungen nur ein sprechender Avatar ist ohne Persönlichkeit, dann könnte es sein, dass man demnächst von einem solchen ersetzt wird. Ist billiger. Aber gut, damit hab ich mich schon abgefunden und versuche, mein Studium selbst aufzupeppen.

Nun aber die Klausur. Ich nahm mir den Tag frei, fuhr da hin, war aufgeregt und ziemlich gut vorbereitet. Ich leide nicht unter Prüfungsangst und mag es eigentlich ganz gerne, mir selbst zu beweisen, was ich draufhabe. Und dann ziehe ich die Aufgaben aus dem Umschlag – und sie sind voller Fehler! Rechtschreibfehler, aber vor allem Copy-Paste-Fehler. Wo jemand den Satz umgestellt hat und dann ist ein Wort doppelt oder so, Ihr kennt das. Hallo?! Wie soll ich denn eine solche Prüfung ernst nehmen? Gibt’s da kein Qualitätsmanagement in dem Laden? Und überhaupt finde ich es respektlos, von den Studierenden fehlerfreie Hausarbeiten zu verlangen und dann selbst so rumzuschlampen.

Tja, wenn’s nur das gewesen wäre. Es stellte sich aber heraus, dass die Fragen auch inhaltlich ziemlich daneben waren. Voller praktischer Beispiele, die aber kompliziert zu verstehen waren und oft auch mehrdeutig. Dazwischen irgendwelche Scherzantworten, wo man jetzt nicht genau wusste, wie man die einordnen soll. Jetzt bei der Prüfung auf einmal lustig sein wollen, oder was? Kaum etwas von dem, was wir uns mit viel Mühe auf unsere Festplatte geschafft haben (andere Kommiliton*innen bestätigten mir das) wurde abgefragt.

Bei Erstsemestern würde ich doch das Grundwissen überprüfen, schauen, ob sie die Basics verstanden haben und die wichtigsten Theorien und Wissenschaftler*innen kennen und auseinanderhalten können, Definitionen parat haben. Stattdessen irgendwelche wild herbeifantasierten Beispiele: „Ihr zehnjähriger Sohn kommt nach Hause…“ Hilfe! Es war wirklich eine Katastrophe. Ich habe mal als Autorin für ein TV-Quiz gearbeitet und die Redaktion hätte mir solche Fragen und Antworten um die Ohren gehauen. Da musste das alles wasserdicht recherchiert sein, allein schon aus rechtlichen Gründen.

Ich saß da mit diesem Papierpacken und habe mich selten so down und demotiviert gefühlt. Meine Chakka-Einstellung, mein Selbstbewusstsein, das Gefühl, wirklich in den letzten Monaten etwas gelernt zu haben und auf dem richtigen Weg zu sein, waren dahin. Als ich zwischendrin auf dem Klo war, hörte ich in der Nachbarkabine eine Frau heulen. 🙁 So war mir auch zumute. Was sollte der Scheiß?

Unabhängig davon, ob ich die Prüfung bestanden habe, habe ich beschlossen, die Uni zu wechseln. Das ist mir echt zu blöd. Ich will doch Spaß haben und ich will auch, dass mir die Uni das Gefühl gibt, dass ich es schaffen kann. Wenn’s nicht anders geht, werde ich eben doch einfach meinen Interessen nachgehen und mir Youtube-Videos von Yale und Stanford und ein paar Fachbücher reinziehen, wie einige Leser*innen hier es vorgeschlagen haben…

Und auch dem Provider, der ständig meine Website offline gehen lässt, werde ich kündigen. Und die Frauenärztin wechseln, die aus unerfindlichen Gründen mit mir redet, als wäre ich bescheuert.

Es reicht mir nämlich.

Photo by NeONBRAND on Unsplash

Bitte folgen Sie mir unauffällig!

Auf Twitter und Facebook.

15 Kommentare

  1. Möchte Dich zu Deiner neuen Ungeduld von Herzen beglückwünschen! – Life’s too short to suffer from the carelessness of other people. 🙂

    • Lydia

      Danke, Ardalan. Dachte mir irgendwie, dass Dich der Text anspricht. 😉

  2. Sehr gut! Go, go, go!

    Viele Grüße,

    Sarah

    • Lydia

      Haha, Sarah, danke! Nervt natürlich bisschen, das jetzt umzusetzen, aber wat muss, dat muss.

  3. Gerrit

    Erwarte vieles von Dir, aber wenig von anderen.
    Und mit allen, die diese Einstellung teilen, lohnt es sich, Zeit zu teilen.

    Ein Hoch auf Lena.

    • Lydia

      Ja, Lena war ne coole Socke. Hat halt einfach geschaut, was gut für sie war und auch offen mit mir darüber gesprochen.

  4. Elyasin

    Ich möchte gerne zwei Empfehlungen mit Dir teilen, eine Buchempfehlung und eine Empfehlung für das konstenfreie/kostengünstige Studieren von interessanten Themen.

    1. Das Buch ist auf Englisch. Der Titel ist „A Mind for Numbers“ von Barbara Oakley. Es geht um das Thema „Lernen zu lernen“ würde ich mal sagen. Sehr interessant und hilfreich. Vor allem die Modi des Gehirns, Fokus und Entspannt, mit entsprechenden Tips & Tricks.

    2. Ich lerne (studiere?) seit Jahren online, sogenannte MOOCs (kurz für Massive Open Online Course) und ich kann dies wirklich empfehlen. Es gibt mittlerweile sehr viele Kurse aus den verschiedensten Bereichen. Vieles ist auch kostenfrei. Wenn man sich spezialisieren möchte oder ein Zertifikat haben möchte, dann kann man dafür zahlen. Meine besten Erfahrungen mache ich auf coursera.org und edX.org
    Auf das empfohlene Buch bin ich gestossen, als ich den Kurs „Learning How To Learn“ auf coursera.org machte.

  5. Carrie Shawl

    So etwas Ähnliches erlebte ich auch mal, nur dass ich bereits bei der Durcharbeitung der Skripte ausstieg! Ich empfinde es ebenfalls als respektlos, dass man mir als (zahlendem; wobei man da nicht zu sehr differenzieren sollte, denn öffentliche Unis werden auch bezahlt und zwar von uns allen!) Studenten nicht den nötigen Respekt erweist und zumindest mal ein Skript Korrektur liest. So wahnsinnig viel Zeit kann das nicht kosten, dass man das außer acht lässt. Das spricht außerdem für eine mangelnde Organisation.

    Bei solchen Klausuren bekomme ich regelmäßig Probleme, weil mich gravierende Fehler aus der Konzentration holen. Mein Hirn fokussiert sich dann nur noch auf die Fehler (ich glaube, das ist ein Stück weit ein psychologisches Phänomen, dass das Gehirn gerne Dinge vervollständigt, daher werden in der Werbung Sachen häufig nur halb oder falsch geschrieben).

    Also ich hätte sicher auch heulend auf dem Klo gesessen….

    • Lydia

      Haha, ich wollte gerade auf Deinem Blog kommentieren, da klingelt’s hier. 🙂 Ich bin immer noch geschockt von der Klausur und ärgere mich, dass mich sowas immer so stark mitnimmt. Aber wenn man monatelang auf etwas hinarbeitet und dann so verschaukelt wird, ist das schon äußerst unangenehm.“Phonemergänzung“ ist übrigens der Fachbegriff für das automatische Vervollständigen unvollständiger Worte bzw. Laute. Hat das Studium also doch was gebracht, hehe.

  6. Hy Lydia,
    schön von dir hier so eine ehrliche Einschätzung zu lesen. Solche kritischen Bewertungen sind wichtig, und können ja auch nur von Leuten kommen, die ein Studium „etwas lockerer“ angehen können – aus welchen Gründen nun auch immer. Solange man existenziell auf den Abschluss fixiert ist, wie es bei jungen Studenten direkt nach der Schule ja vorgesehen und üblich ist, tut man nämlich den Teufel, da irgendetwas zu bemeckern, weil man es sich ja nicht mit den verscherzen will, von denen man in dieser Lebensphase „existenziell“ abhängig ist: den jeweiligen Hochschulen bzw. Profs. Aber mit etwas Abstand und wenn/weil man ja auch schon mehr gesehen und erfahren hat im Arbeitsleben, kann man das alles besser und offener bewerten. Wunderbar, dass du den Schneid dazu hast und auch Konsequenzen daraus zu ziehen bereit bist.
    Christian

  7. Gerhard

    Ein Plädoyer für das Selbstwertgefühl! Wichtiger denn je! Es wird aber leider schon immer und immer noch eher unterdrückt als gefördert. Als Ex-Christ habe ich mir von der Bibel eines behalten: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“ Leider interpretiert das selbst die Kirche als „Liebe Deinen Nächsten – und wenn er Dir eine reinhaut, halt auch die andere Backe hin!“.
    Dabei geht es tatsächlich um das „:..wie Dich selbst“, denn ohne sich selbst zu akzeptieren und Wert zu schätzen, kann man auch den Nächsten nicht ernst nehmen. Wer in sich ruht, kann den Nächsten so annehmen, wie er ist. Als jemand, von dem man was lernen kann (allgemein oder in der Hauptsache auch über sich selbst). Ruht man nicht in sich, ist der Nächste Gegner, Kollege, Idiot, bestenfalls noch Vorbild. Daraus wird nichts Vernünftiges, ist aber heute so zu beobachten, wohin man schaut.

  8. Mit Inbetriebnahme der vollautomatischen Fertigungsstraßen und der Abkoppelung des US-Dollars vom Goldstandard am 15.08.1971, arbeiten quasi nur noch 20 Prozent der Menschen oder weniger. Das wurde natürlich nie publik gemacht.

    Die verbleibenden 80 Prozent sind mit der Einführung der Hartz IV-Gesetzgebung ab dem 01.01.2005 damit beschäftigt worden Zwangsbewerbungen auf Phantasie-Stellenangebote zu schreiben, um die Illusion der Vollbeschäftigung zu wahren.

    Au Backe, wenn der Schwindel mal eines Tages auffliegt, dann möchte ich nicht in Nürnberg sein. In Nürnberg betreibt nämlich die Menschenschinder-Sekte einen Zentral-Rechner, der diese Matrix aus virtuellen Stellenangeboten nach einem komplexen für Menschen nicht erkennbaren Rotationsprinzip steuert und in eine schlichte SQL-Datenbank mit dem Namen Jobboerse.Arbeitsagentur.de überträgt.

    Ein echt perverses System entwickelt von Menschen, die nicht arbeiten gehen wollen und geschaffen für Menschen, die arbeiten gehen müssen. Aber letztendlich ist die Wahrheit doch herausgekommen. Der Festsaal wurde angemietet, ein Orchester engagiert und jetzt wollen wir mal sehen, ob die Menschenschinder-Sekte tanzen kann.

    Neulich beim BIZ: „Nur 40.000 statt 1,5 Millionen freie Stellen“
    https://aufgewachter.wordpress.com/2018/03/25/neulich-beim-biz/

  9. Katharina

    Liebe Lydia,
    ich lese regelmäßig deinen Blog und kann dich in sehr vielen Punkten echt nur verstehen! Hab einen ähnlichen Karriereweg hinter mir. Ich eine dieser Psychologinnen und was den mangelnden Respekt anbelangt: Ja, der existiert wirklich. Ich habe selten so viele inkompetente Psychologen erlebt wie viele meiner Kollegen (man sollte ja meinen, Psychologen sind sozialer als andere … Nein, sind sie nicht. Dein Beispiel von Watson trifft es ganz gut …).

    Es gibt auch viele, die es drauf haben und gut sind, aber die Spreu vom Weizen zu trennen, ist schwierig.

    Unter den Psychologen halten es viele für nicht nötig, sich mit der Lehre abzugeben. Die wollen lieber forschen. Mag in anderen Studiengängen auch so sein; bei den Psychologen empfinde ich es aber als besonders schlimm. Wir sehen ja aktuell, wohin diese Arroganz führt, sich ständig mit Ärzten messen zu müssen. Von dem ganzen Drumherum mit „Es gibt ja kaum Therapieplätze“ und „Wir wollen mehr Psychologen einstellen“ (aber sie nicht bezahlen und eigentlich wollen wir sie ja doch nicht einstellen, die zeigen uns ja noch, wo unsere Fehler liegen …) ganz zu schweigen. Unser Berufsstand hat es schwer (was auch an ihm selbst liegt).

    Jedenfalls was diese Klausur anbelangt: Normalerweise lesen Profs ihre Klausuren nicht Korrektur und normalerweise werden die Klausuren zu 60% von den Hilfskräften gemacht. Die dann auch Korrektur lesen. Weil die Profs sich meistens nur für ihre Forschung interessieren und nicht für die Lehre. Das ist ein sehr großes Manko an deuten Universitäten und es wird an der Fernuni nicht anders sein. Denn für die Forschung gibt es mehr Geld als für die Lehre. Es geht um Forschungsgelder und Renommée der Uni. Die meisten Professuren sind heute Tenure Track; d.h. die Profs müssen bestimmte Ziele erfüllen, um entfristet zu werden. Lehre ist kein Ziel. Ziele sind Gelder einwerben, Publikationen und Vorträge, Verwaltungstätigkeiten etcetcetc. Da kannst du dir vorstellen, wo die Lehre steht. Und dann kommt sowas bei raus.

    Ich kann dich daher nur zu deinem Entschluss beglückwünschen, die Uni zu wechseln. Warum soll man sich das heute noch gefallen lassen? Das frage ich mich auch sehr oft und treffe entsprechend andere Entscheidungen. Wem sollte ich damit auf die Füße treten? Wenn die keine Qualität liefern, die sie versprechen, dann wechsele ich den Anbieter.

    • Lydia

      Oh ja, ich hatte auch schon das Vergnügen mit gestandenen Psychologen, die bei einer Feier plötzlich anderen (unbekannten!) Gästen unterstellten, ihre Fingernägel zu knabbern. Und was da wohl dahinterstecke?! Absolut daneben! Abgesehen davon, dass das „Opfer“ dieser „Diagnose“ perfekt manikürierte Finger hatte. Vermutlich studieren ja gerade diejenigen das Fach, die Menschen nicht so gut verstehen, um das zu ändern. Mal klappt’s, mal nicht. 😉 Was die Klausur angeht: Die ist Multiple Choice, was an sich schon problematisch ist. Ich denke aber, man kann das trotzdem sehr gut lösen. (Und witzigerweise bin ich jemand, der sowas könnte: Lernziele festlegen, die abgefragt werden sollen, und dann die Fragen und Antworten wasserdicht formulieren.) Heißt aber sauch, dass da gar kein Prof mehr drüberschaut, sondern die Bögen sind maschinenlesbar und werden einfach durchgescannt.

      Wie Du schreibst, gibt es weitere Mängel in der Lehre, die ich bis dato toleriert hatte. Angefangen von dem grottenschlecht übersetzten Lehrbuch („Psychologie“ von Gerrig), wo sich mir als Übersetzerin die Fußnägel hochrollen. Da kann aber die Uni nix für, außer dass sie so ein Buch auswählt. Dann die Idee, im ersten Semester einen Crashkurs über das gesamte Fach anzubieten („Einführung“) – im Nachhinein finde ich es ja ganz interessant, aber eigentlich ist es für Anfänger*innen eine Überforderung. Im 2. Semester dann nur Statistik, so dass man alles vorher Gelernte wieder vergisst. Abgesehen von der Frage, wie zur Hölle man sich motivieren soll, wenn man ein ganzes Semester NICHTS von dem Fach, für das man sich eigentlich interessiert, behandelt. Bis hin zur unterirdischen Präsentation der Lehrinhalte. Profs, die stammeln und keinen geraden Satz herausbringen, sich dazu an ihren Skripts festsaugen: Gerade von Psycholog*innen, die verstehen, wie Lernen funktioniert, hätte ich da mehr erwartet.

      Grundsätzlich stelle ich mir aber die Frage, ob diese Art des Studierens überhaupt noch zeitgemäß ist. Am liebsten würde ich mir selbst einen Plan aufstellen mit den Themen, die mich interessieren, und mich dann im Selbststudium bilden. Ich würde dann auch in angrenzende Fachgebiete wie Philosophie und Anthropologie reinschnuppern. Dabei gibt es nur drei Probleme: Dass ich eventuell etwas Wichtiges übersehe, dass ich keinen Druck habe, mich an den Zeitplan zu halten und dass ich am Ende keinen Abschluss habe. Ich bin da noch am Überlegen… 🙂

  10. Hallo Lydia,
    ich denke, Du solltest das mit der Exmatrikulation noch einmal überdenken. Zum einen ist es schade, kritische Mitstudierende zu verlieren. Aber ich habe einen mehr umfassenden Gedanken.

    Diese Klausur hat mit dem Studium nichts zu tun. Vorlesungen haben mit dem Studium etwas zu tun, sind aber auch nicht entscheidend. Studium ist in meinen Augen mehr als nur auf die Klausur lernen und den Vorlesungen folgen. Studium ist eine umfassende Auseinandersetzung mit einem Themengebiet und Pflichtlektüre ist einfach nur das absolute Minimum. Der Spass kommt beim Lesen von Quellen, kritischen Sichtweisen, neuester Forschung. Der Neugierde nachgehen. In die Tiefe vorstossen. Von der Uni, auch mit Klausuren werde ich dann manchmal auf Lücken gestossen, durchaus sinnvoll, ansonsten ist die Klausur einfach ein System, „Spiele der Erwachsenen“, wie es einmal Berne genannt hat. Die müssen so etwas installieren, damit der Studiengang anerkannt bleibt. Und natürlich muss man sich dann auf diese merkwürdigen Formulierungen einlassen, die einem nichts nützen, die eingeschränkte Mosaiksicht. Da muss man ein wenig durch. Mein Studium findet aber daneben statt, ab und zu inspiriert durch die Module, ab und zu komplettiert. Und es hilf als eine Konstruktion, nicht in die Beliebigkeit abzustürzen. Bleib dabei! Such Dir Mitstreiter, sei es in Buch oder in Menschenform. Es gibt soviel zu entdecken in diesem Fach.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert