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Das grüne Büro

Vor ein paar Jahren lektorierte ich ein Wahlprogramm der GRÜNEN. Das heißt, ich arbeitete es Wort für Wort durch. Und wie ich immer wieder feststellen muss, hat mich das nachhaltig geprägt. Vor allem fing ich an, die Klimakrise ernstzunehmen. Wenn das alles stimmt, dachte ich, dann müssten wir uns doch eigentlich mit aller Kraft dagegenstemmen. Dann ist es doch der schiere Wahnsinn, einfach so weiterzuleben wie bisher?! Aber alle um mich herum lebten so weiter wie bisher. Irgendwann verdrängte ich die Sache und änderte auch nichts.

Dann kam eine junge Schwedin namens Greta und tat das, was sich keiner der Erwachsenen traute. Wie das Kind in „Des Kaisers neue Kleider“ sprach sie einfach die Wahrheit aus. Und tut das seitdem immer wieder. Und lässt nicht locker, haut den alten Säcken die Fakten um die Ohren.

Plötzlich ist die Klimakrise Dauerthema in den Medien. Jugendliche überall auf der Welt, sogar in Russland und Uganda, schließen sich der FridaysForFuture-Bewegung an. Ich war ein paar mal dabei – es ist beeindruckend, wie kompetent und entschlossen diese Kids sind. Vielleicht schaffen sie es wirklich, dass sich SCHNELL etwas ändert. Ein kürzlich von australischen Klimaforschern entworfenes Worst-Case-Szenario (wir machen weiter wie bisher) geht davon aus, dass wir in 30 Jahren alle tot sind. So gesehen, sind die Proteste noch viel zu lasch.

Grün im Büro

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich versuche, selbst etwas zu verändern. Das Schwierige dabei ist, dass ich vieles aus Gewohnheit mache. Oder aus Bequemlichkeit. Ups, schon wieder eine Plastikflasche gekauft, weil ich unterwegs Durst hatte. Es ist kompliziert. Ein Lebensbereich, der oft ausgeklammert wird, ist das Büro. Muss es das vierlagige blütenweiße Luxusklopapier sein? Muss alles ausgedruckt werden? Das sind die naheliegenden Fragen – aber es geht noch viel tiefer. Wie kann nachhaltiges Arbeiten aussehen? Was kann man eigentlich als Schreibtischtäter*in konkret ändern?

Die gute Nachricht: Mein Kollege und Kieznachbar Lyam Bittar, selbstständiger Übersetzer aus Berlin, hat das für Euch recherchiert. Lyams Projekt heißt „Das grüne Büro“. Es geht darum, wie wir unsere täglichen Entscheidungen im Job so treffen können, dass wir möglichst wenig Schäden fürs Klima, aber auch die Menschheit als Ganzes verursachen. Das fängt beim Geschäftskonto an, denn es macht einen Riesenunterschied, ob man sein Geld bei einer Bank herumliegen lässt, die es in Fossil-Fuel-Industrien investiert – oder in nachhaltige Wirtschaft. Aber auch über den Stromanbieter und das Hosting der Website oder gar den Arbeitsweg oder Dienstreisen machen sich viele Büromenschen kaum Gedanken. Hab ich früher auch nicht.

Als ersten Schritt hat Lyam ein einstündiges Webinar für seinen Berufsverband, den Deutschen Verband der freien Übersetzer und Dolmetscher e. V. (DVÜD) gehalten. Die Tipps lassen sich aber auch für andere Freiberufler – und eigentlich alle Büromenschen – umsetzen. Deshalb wurde die Aufzeichnung frei verfügbar gemacht.

Hier ist der Link zum Webinar „Das Grüne Büro“ für Euch. Ihr müsst Euch mit Namen und E-Mail-Adresse anmelden. Am Anfang spricht eine Roboterstimme, lasst Euch davon nicht abschrecken. Viel Spaß!

Kleiner Selbstcheck: Wie grün ist mein Büro?

Bei einigen Punkten stehe ich schon ganz gut dar. (Liste wird gelegentlich aktualisiert)

  • Stromanbieter Lichtblick (Werde noch mal checken, ob das ausreicht.) 100 % Ökostrom von Naturstrom
  • Webhosting aller meiner Seiten bei manitu
  • Bücherbestellungen bei der Buchhandlung um die Ecke, außer ebooks (Amazon, da muss ich mich auch noch mal nach Alternativen erkundigen)
  • Dienstreisen: Ich mache gerade #ZugStattFlug innerhalb Europas. Und ja,
    9,5 Stunden mit der Bahn in die Schweiz kann man machen. Wie so oft ist es einfach eine Entscheidung, die man treffen muss.
  • Datenschutz: Werde mir Thunderbird mit E-Mail-Verschlüsselung mal anschauen und die Einstellungen am Mac überprüfen.
  • Putzen mit Frosch-Produkten, Recycling-Klopapier (fehlt im Webinar 🙂 )

Bei anderen Punkten (noch) nicht:

  • An die Themen Auto (immerhin kein SUV mehr, Fahrrad ist geplant) und meine komplette Apple-Ausrüstung will ich (noch) nicht ran. Würde es das Shiftphone mit iOs geben, würde ich sofort wechseln. Oder ein faires iphone/ein fairer Mac. Aber Android oder Ubuntu tu ich mir nicht an, das kann niemand von mir verlangen. 😀
  • Banking: Ich hatte schon mal versucht, zur GLS-Bank zu wechseln, aber die waren wohl etwas überlastet … Ich probier’s noch mal. Bin jetzt bei Triodos.
  • Büroausstattung: Ich brauch eigentlich nix, hab alles. Falls ich doch mal was Neues kaufe, werde ich darauf achten, dass es kein Plastikschrott ist. (Bye-bye, Fineliner! Als Lektorin komme ich ohne rote Fineliner nicht aus 🙂 , es gibt aber nachfüllbare Stifte. Dasselbe gilt für Kulis, Text- und Boardmarker.) Außerdem drucke ich nur das Nötigste aus, um Papier zu sparen.

Wenn Ihr Tipps und gute Erfahrungen habt, teilt die gern in den Kommentaren.

Ja, und dann gibt es natürlich noch viele weitere Ideen, wie man nachhaltig und auch noch für das Gemeinwohl arbeiten kann. Demnächst in diesem Theater. 🙂

Bitte folgen Sie mir unauffällig!

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8 Kommentare

  1. Ich bin gerade dabei, auf ein mehr oder weniger papierloses Büro umzustellen und mein neuer Dokumentenscanner ist mein liebster Mitarbeiter.
    Zumindest ist unser Papierverbrauch und -müll schon mal ziemlich zurückgegangen.
    LG Sabienes

  2. Schwarzes_Einhorn

    Das ist natürlich alles schön und gut, aber was kann der einzelne Angestellte da schon tun? Simple Vorschläge, beispielsweise Mails nur zu speichern statt den ganzen Mist auszudrucken, ein elektronisches Archiv anzulegen oder ähnlich einfache Dinge scheitern an (jungen) Kollegen, die – mit Verlaub – doch nicht so computeraffin sind wie sie immer denken. Oder an unfähigen Vorgesetzten. Mein Platz ist zwar nahezu papierlos und Plastik ist kaum da (meine Stifte stehen beispielsweise in einer Vase, was auch eine nette Optik hat), dafür biegen sich die anderen Arbeitsplätze unter überflüssigem Schund. Ich seh da keine Möglichkeiten, was zu tun, zumal ich Zeitarbeiter bin und notgedrungen oft wechsle.
    Wieso übrigens immer das Geschimpfe auf SUV’s? Ich hab auch einen und ich war schon oft froh, daß das Ding Allrad hat. Inzwischen ist das Auto fast 24 Jahre alt – da hab ich locker vier andere Autos eingespart.

    • Lydia

      Als Angestellte und auch noch in Zeitarbeit ist es natürlich schwieriger. Vielleicht ein Projekt ins Leben rufen, die Kinder der Kolleg*innen involvieren? FridaysForFuture ins Büro holen? Zuerst muss das Bewusstsein geweckt werden, dass eben doch jede Person einzeln etwas verändern kann. Und dann herausfinden, wie. (Noch wichtiger ist natürlich, dass die Industrie zu Potte kommt, aber das ist ein anderes Thema.) SUV: Naja, der hohe Verbrauch fossiler Brennstoffe und CO2-Ausstoß (+ Stickoxid, Feinstaub) sind das Problem. Aber klar, Langnutzung ist immer noch besser als jedes Jahr ein neues Auto leasen. Deshalb fahre ich auch den Kleinen von meinem Vater weiter, statt mir ein Elektroauto zu kaufen. Was ich wirklich sehr gern getan hätte, da die unheimlich viel Spaß machen. Ich sag ja immer: Es ist ganz leicht, Leute von Elektro zu überzeugen: Lasst sie mal fahren. Strenggenommen sollten wir aber alle früher als später auf Rad und ZUg umsteigen, siehe Greta.

      • Schwarzes_Einhorn

        Wobei natürlich bei reinen Elektro-Autos ab einer gewissen Menge die Frage kommt, wo man die Dinger alle lädt. Feinstaub kommt von denen durch Reifen- und Bremsenabrieb allerdings auch. Und die Batterien sind mehrfach ein Problem, genannt sei nur, daß sie im Fall eines Brandes kaum zu löschen sind und die Entsorgung ein Problem ist.
        Ich fände Solarfahrzeuge interssant, bei Badenova in Freiburg (jaja, Werbung) fährt meines Wissens testweise ein Solarfahrzeug auf dem Betriebsgelände. Denn wo stehen geparkte Autos meistens? In der Sonne… Und Solarenergie wird viel zuwenig genutzt.

        Und dann kommt bei Zeitarbeit ohne Perspektive natürlich noch dazu, daß man nie weiß, wie lange man den Job hat und wie schnell man sich wieder mit den unfähigen Vollpfosten von der Arbeitsagentur rumschlagen muß. Denn es ist ein schönes Märchen, daß Zeitarbeit das Sprungbrett in einen festen Job ist. Da geht man dann nicht unbedingt hin und kauft mal eben ein teures Elektroauto. Man weiß nämlich nie, wie lange man die Raten zahlen kann.

  3. Schwarzes_Einhorn

    Zu schnell abgeschickt…

    Ich war in einem papierlosen Büro – der Groß-Scanner war auch mein bester Mitarbeiter. Unglaublich, was man an Ordnern gespart hat… Leider hat mich eine „Kollegin“ rausgemobbt. Jetzt bin ich wieder in einem Büro. wo jeder Mist gedruckt wird – am besten noch mehrfach. Ich komme mir vor wie in der Steinzeit. Dabei sind die Kollegen noch recht jung – und die betrifft es ja mehr als mich. Das Interesse ist aber verhalten. Da ist es interessanter, wer sich de Augenbrauen permanent machen ließ… *seufz*

  4. zu dem thema ‚grünes büro‘ oder gleich ‚grünes unternehmen‘ gibt es schon seit fast 10 jahren eine sich ständig weiterentwickelnde bewegung, die gemeinwohlökonomie:
    http://www.ecogood.org

    anhand der GWÖmatrix, definiert von 4 werten (MENSCHENWÜRDE / SOLIDARITÄT und GERECHTIGKEIT / ÖKOLOGISCHE NACHHALTIGKEIT / TRANSPARENZ und MITENTSCHEIDUNG) und 5 berührungsgruppen (LIEFERANT*INNEN / EIGENTÜMER*INNEN und FINANZPARTNER*INNEN / MITARBEITENDE / KUND*INNEN / GESELLSCHAFLTICHES UMFELD) und den 20 sich daraus ergebenden GWÖthemen kann man seinen gemeinwohlbericht erstellen und sich damit ein bild machen, wie weit man schon auf dem weg zu einem gemeinwohlorientierten betrieb ist. das frei zugängliche arbeitsbuch bietet einem viele alltagspraktische anregungen. in der community gibt es darüber einen regen austausch: wir freuen uns über neue interessierte und mitglieder!

    • Lydia

      Hab ich doch verlinkt. 😉 Finds ziemlich geil und werde noch mehr darüber bloggen. Würde mich auch gern selbst auditieren lassen. Das mit dem Arbeitsbuch wusste ich noch nicht, danke. <3

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