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Brunch mit Annalena

Vor vielen Jahren hatte ich einen Traum. Es war einer von diesen Träumen, die man nicht vergisst. Ich bekam einen Anruf vom Secret Service (im Traum wundert man sich ja über nix): Die Bundeskanzlerin habe den Wunsch geäußert, sich mit normalen Menschen zu treffen, sie wolle mal wissen, wie sich das Volk so fühlt und über ein Losverfahren sei ich ausgewählt worden. Im echten Leben hätte ich mit „Haha, sehr witzig!“ aufgelegt, aber im Traum sagte ich sofort zu. Ich wurde in einer schwarzen Limo abgeholt und in eine extra angemietete Altbauwohnung gebracht. An einer langen Tafel saßen viele Leute – und mittendrin Angela Merkel mit einem Glas Wein. Sie amüsierte sich köstlich. Tja, und an dieser Stelle wachte ich auf.

Warum erzähle ich Euch das? Vorgestern bekam ich eine Mail von jemandem aus meinem Netzwerk (ich kenne nicht viele Leute, aber scheinbar die richtigen 😀 ): Ob ich Lust auf ein Brunch mit Annalena hätte? Ääääähm, ist der Papst katholisch?! Und ob ich Lust hatte. Ich war zwar gerade in meinem langersehnten Urlaub, aber egal. Für meine Kanzlerkandidatin lasse ich alles stehen und liegen. 😉

Ich hatte ja schon zweimal Gelegenheit, Annalena Baerbock live sprechen zu hören, aber so eine persönliche Einladung, das war nun doch ein ganz anderer Schnack. Mein größtes Problem war eigentlich, dass ich kaum würdige Klamotten für so einen Anlass habe, da ich ja seit 6 Jahren im Homeoffice vor mich hin gammle – pandemiebedingt bin ich noch mehr zum Jogginghosenopfer geworden.

Und dann war natürlich die Frage: Sollte ich ihr irgendwas sagen?! Würden wir an einer langen Tafel sitzen? Müssen sich alle vorstellen? Soll ich sie spontan in einem ewiglangen Toast abfeiern – eine Kunst, die ich mal in Armenien gelernt habe? Oder würden wir alle im Raum verteilt herumstehen wie bei einer amerikanischen Party? Würde ich überhaupt zu ihr durchkommen? Egal. Ich sagte zu, reaktivierte meine alten Ausgeh- Klamotten, schwatzte einer Freundin eine coole Tasche ab 😉 und lief da auf.

Das Restaurant war schon ziemlich voll, alle standen herum. Wie immer bei solchen Gelegenheiten bin ich als Introvertierte erst mal total überfordert von der Menge an fremden Menschen. Ich kannte nur eine Person, und das auch nur von Twitter. So ganz ohne menschlichen Ankerpunkt (und ohne eine Funktion – ich räume echt lieber Tische ab, als nur so rumzustehen) kam ich mir ziemlich verloren vor.

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Aber das ist das Schöne am Älterwerden: Man kennt seine Macken und lernt, damit zu leben. Aus mir wird einfach nie eine geschmeidige Netzwerkerin. Darauf erst mal nen Kaffe, wa.

Dann kam Annalena rein, sah toll aus und hielt aus dem Stegreif eine flammende Rede über Frauenrechte. Wow! Schnell war sie von Menschen umringt. Ich holte mir noch einen Kaffee. Zwischenzeitlich versuchte jemand, mit mir zu netzwerken: „Hallo, ich bin Dings und mache Dongs. Was machst Du so?“ Diese Abfragerei finde ich immer anstrengend, weil ich so viele verschiedene Dinge mache und gern die Hälfte vergesse. Wir haben dann schnell festgestellt, dass wir uns nicht viel zu sagen haben. Ich holte mir noch nen Kaffee.

Irgendwann setzte ich mich an den Rand, um den Trubel von der Seite zu beobachten und kam ins Gespräch mit einer weiteren stillen Beobachterin. Das sind doch eh immer die besten Unterhaltungen. 😀

Lange Rede, kurzer Sinn: Kurz vor Schluss konnte ich doch noch mit Annalena Baerbock sprechen. Worüber genau, bleibt natürlich ein Geheimnis. 🙂 Aber wenn Ihr wissen wollt, wie sie so ist: präsent, konzentriert, kraftvoll. Sie hört zu und stellt Fragen. Ich finde, das sind genau die richtigen Eigenschaften für eine Kanzlerin.

Und hier der Beweis, dass ich das alles nicht geträumt habe:

Lydia Krüger & Annalena Baerbock
Foto: privat

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