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Aufbruchstimmung

Vielleicht ist es der Frühling, aber irgendwie habe ich wieder Mut gefasst. Die Pandemie scheint vorbei zu sein, sogar ich wage mich jetzt ohne Maske in den Supermarkt. Der Krieg deprimiert mich zutiefst, vor allem die unfassbar dystopischen Methoden der Russen. (Dazu später mehr – ich dachte, ich gönn Euch mal ne Verschnaufpause und berichte was Positives 😉 ). Aber dennoch hat mich eine gewisse Aufbruchsstimmung erfasst. Ich meine, ich kann mich wirklich nicht beschweren über mein Leben. Ob ich meinen Traum vom Landleben jemals realisieren kann, ist komplett offen. Daher habe ich beschlossen, mich ein bisschen ans Finetuning meiner realen Existenz zu machen.

Punkt 1: Umzug

Ich würde gern wieder umziehen. Früher habe ich alle zwei bis drei Jahre die Wohnung gewechselt und mich dabei peu à peu verbessert. Heute klingt das komplett utopisch angesichts der abartig hohen Mieten hier im Zentrum Berlins, aber vielleicht klappt es ja mit einem Wohnungstausch. Ich hätte gern ein richtiges Arbeitszimmer, das man auch mal als Gästezimmer nutzen kann – und mehr Platz zum Rumrennen für die Katzen. (I know, Luxusprobleme!)

Punkt 2: Das E-Bike

Erst letztes Jahr unter großem Bohei angeschafft, soll das E-Bike verkauft und ein besseres gekauft werden. Wider Erwarten benutze ich es nämlich sehr gern und viel, es hat aber für meinen gesundheitlichen Status ein paar Nachteile. Außerdem transportiere ich viel weniger Lasten als gedacht. Ich mag das Bike, aber es gibt bessere, habe ich festgestellt. Normalerweise würde ich es behalten, aber ab jetzt wird optimiert!

Punkt 3: Noch nen Kater

Nein, Scherz! Zwei sind eine perfekte Zahl an Katern, und da Bondi sehr speziell ist, reicht es wirklich. Außerdem lieben die zwei sich innig und diese tolle Beziehung will ich auf keinen Fall gefährden. Dieser Punkt ist eigentlich nur ein Vorwand, um ein süßes Katzenbild zu posten.

Kleiner Siamkater liegt angekuschelt neben großem Siamkater auf gestreifter Decke und umarmt ihn.
Foto: privat

Punkt 4: Das Studium durchziehen

Ich hatte zwischenzeitlich einen Hänger, nachdem ich die allerallerletzte Prüfung, die irgendwas mit Statistik zu tun hatte, geschafft hatte. Das ist aber auch ein Abturner! Diese ganze Quälerei, wo ich doch nicht mal eine Ahnung habe, was ich mit dem Abschluss anfangen will.

Während eines Kurzurlaubs saß ich im Hotelbett und wollte Pädagogische Psychologie weiterlesen und das war so ein abgehobenes, evidenzfreies Geschwurbel ohne jeglichen Praxisbezug, dass ich plötzlich eine Eingebung hatte: Weg damit! Ich habe also die Pädagogische Psychologie abgewählt und mich doch für die Klinische entschieden, was ich ursprünglich auf keinen Fall machen wollte. Aber da ist wenigstens der Praxisbezug gegeben – ich kenne so viele Bekloppte. 😉 Und wer weiß, wozu man das noch mal gebrauchen kann. Übrigens hat mich auch der Auftritt der forensischen Psychologin Dr. Shannon Curry im Depp-v-Heard-Prozess sehr beeindruckt – das war quasi eine kostenlose Lektion in forensischer Diagnostik.

Momentan suche ich übrigens einen Praktikumsplatz ab Oktober (oder später) für 3 Monate in Teilzeit und hauptsächlich Homeoffice. Ich würde gern zum Thema  Messaging arbeiten, also meine Expertise in Kommunikation mit der Psychologie verbinden. Natürlich nur für den guten Zweck – also keine Werbe- oder PR-Agenturen. Bisher habe ich bei einem Think Tank, der sich mit den Themen Fake News und Verschwörungstheorien beschäftigt, angefragt und bei einem Frauenhaus zum Thema häusliche Gewalt. Falls jemand von Euch eine Idee oder einen Kontakt hat, würde ich mich freuen. Voraussetzung ist, dass ein*e Psycholog*in im Haus ist und mich betreut. Ich bin aber ziemlich betreuungsarm. 😉

Punkt 5: Politik

Hm. Nach meiner anfänglichen Begeisterung, bei den Grünen zu sein, bin ich etwas gespalten. Grundsätzlich finde ich es immer noch gut und kann mir nicht vorstellen, in irgendeiner anderen Partei zu sein. Ich stehe zu 100 %, naja okay, zu 90 % hinter den Zielen und politischen Aktivitäten der Grünen. Nach der spannenden Wahlkampfzeit wurde es etwas stiller. Ich mache nach wie vor ab und zu Videos für den Kreisverband, aber wollte mich gern auch inhaltlich einbringen.

So hab ich einfach mal Ja gesagt, als ein ehrenamtlicher Posten hier im Bezirk frei wurde und eine Frau gesucht wurde. (Heil dir, Frauenquote!) Nun muss ich aber feststellen, dass ich nicht in diese Rolle reinfinde. Zum einen bin ich – dafür, dass ich den Großteil meines Lebens in diesem Bezirk lebe – absolut null in der sogenannten Zivilgesellschaft verankert. Ich habe keinen Bezug zu meinem Kiez, kenne keine Organisationen, Beratungsstellen oder aktuelle Bauprojekte. Das ist eine völlig unbekannte Welt für mich. Zum anderen ist mir die politische Denke fremd. Eigentlich war es das, was mich ja auch im Job so gestresst hat: politisch zu denken statt sachbezogen. Ich will halt gern mit dem Kopf durch die Wand und da siegt meistens die Wand, wie Angela Merkel so schön sagte.

Ich finde auch keinen Zugang zu der Arbeitsweise, verstehe die Sprache nicht, die dort gesprochen wird und fühle mich wie ein Alien. Nicht schön und bislang ziemlich spaßbefreit. Kann sein, dass ich mal wieder zu viel will und es einfach Zeit braucht, bis der Knoten platzt. Falls nicht, werde ich es für ein Jahr durchhalten, da ich nun mal die Verantwortung übernommen habe, und mich dann rausziehen und eine andere Nische für mich finden.

Punkt 6: Mein Business

Durch die Pandemie haben sich meine beruflichen Standbeine immer mal verschoben. Die große Kunden hatten sofort alle Projekte gestoppt – die kleinen haben mich über Wasser gehalten. Das war mir eine Lehre, die kleinen Aufträge noch mehr zu schätzen. Kleinvieh macht auch Mist. Außerdem sind kleine, aber stetig eintrudelnde Einnahmen gut für den Cashflow, da man auf die Kohle aus Großprojekten oft so lange warten muss, dass sie im Grunde schon ausgegeben ist, wenn sie eintrifft. 😛

Ich habe auch viele Seminare gegeben, was mir zwar Spaß macht, aber mich sehr viel Kraft kostet. Ich darf es nicht übertreiben damit. Die Speaker-Sache hat sich eigentlich erledigt mit der Pandemie. Und irgendwie habe ich auch keine Lust mehr dazu. Komisch, wo ich doch anfangs so begeistert war. Es liegt wahrscheinlich daran, dass die beste Story (Mein Fuck-up) für mich jetzt abgeschlossen ist und ich keine Lust mehr habe, das immer wieder zu erzählen. Wobei mir die Vorträge unerwarteterweise dabei geholfen haben, mit diesem Tiefpunkt meiner Karriere (Jahre später!) abzuschließen. Ich lasse es noch laufen, von wegen „Frauen ans Mikro“ und so.

Irgendwie fehlt mir beruflich schon länger der Kick – ich würde gern mal wieder was richtig Geiles machen. 😀 Was das sein könnte, weiß ich nicht: ein Event, eine Ausstellung, einen Erfahrungsraum aufmachen. Irgendwas Kreatives mit inspirierenden Leuten. Aber es tut sich nichts in der Richtung. Ich weiß auch nicht, wo ich suchen soll und wie ich das beschleunigen kann.

Generell habe ich momentan wenig Lust, am Schreibtisch zu sitzen. Lieber bin ich draußen und werkel in Mutterns Garten oder auf meinem angemieteten Acker. Aber naja, der Rubel muss rollen und so zwinge ich mich immer wieder vor den Bildschirm.

Punkt 7: Mein Buch™

Jaja. Während der Pandemie hätte ich vielleicht Zeit gehabt, es zu Ende zu bringen, konnte mich aber schwer konzentrieren. Und außerdem war es ein blöder Zeitpunkt, ein Buch auf den Markt zu werfen, das zur Kündigung aufruft. 😛 Ich wollte die 185 Seiten eigentlich schon in die Ablage P schieben.

Aber gerade jetzt begegnen mir wieder Menschen, die mit ihren Jobs hadern und nicht davon loskommen. Bzw. habe ich gerade wieder bei einer Freundin gesehen, wie life-changing es wirklich sein kann, aus einem toxischen Job auszusteigen. Sie ist echt ein ganz neuer Mensch. Das motiviert mich, das fast fertige Buch doch noch rauszubringen.

Also habe ich mir vorgenommen, während meiner Bauernhof-Workation im Juli das verdammte Manuskript endlich rundzumachen. Im Grunde hält mich ja nur mein Perfektionismus davon ab, es zu veröffentlichen. Dabei gibt es so viel Scheiß auf dem Buchmarkt. (Ein weiteres Problem ist, dass ich durch mein Psychologiestudium jetzt viel mehr Fachwissen habe, was ich am Anfang des Schreibprozesses nicht hatte. Aber naja, vielleicht wird das dann das zweite Buch. 😉 )

So, das sind die Pläne in meiner aktuellen Aufbruchsstimmung. Mal sehen, was davon ich umsetzen kann.

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2 Kommentare

  1. Doris

    Hallo Lydia, schön, dass mal wieder ein Newsletter von dir kam! Bis zum Ende gelesen und zum Glück den Link zum Beitrag toxischer Job geklickt. Das hat mir grad den Rücken gestärkt für den Tag morgen, an dem ich meinen Job kündigen werde und mich deshalb grad sehr ambivalente Gefühle plagen…
    Lieben Gruß!
    Doris

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