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ABC des Missmanagements: S wie Schön- und Wegreden

ABC Schön und Wegreden
Mann, wie einfach kann das Leben als Führungskraft sein. Warum hat mir das keiner gesagt? Ich dachte immer, im Management wäre man dazu da, Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen. Dabei geht’s auch viel lässiger: durch geschicktes Schön- und Wegreden von Problemen… So mancher Häuptling hat es in dieser Disziplin zur Meisterschaft gebracht: der Manipulation seiner Untergebenen.

Genau so habe ich mich oft gefühlt, wenn ich aus bestimmten Meetings rausgekommen bin: manipuliert. Ich bin z. B. mit einem Problem reingegangen und ohne wieder rausgekommen. Das Problem war aber nicht weg. Sondern mir war suggeriert worden, es gäbe gar keins. (Vielmehr war wohl ich das Problem, die ich immer wieder Probleme sah.) Professionell weggeredet! Und da stand ich dann…
Oder aber: Ich saß stundenlang in Meetings (wirklich 3, 4 oder 5 Stunden, in denen mir der Hintern brannte und die Füße einschliefen – mitunter auch das Hirn). Da wurde dann über Pups & Schnups monologisiert. Aber das, was wirklich wichtig war, sozusagen der Elefant im Raum, wurde nicht einmal erwähnt. Das hat mich innerlich wahnsinnig gemacht. (Warum habe ich es nicht angesprochen? Hab ich natürlich ab und zu versucht. Aber es gab keine Diskussionskultur. Entweder einer der Oberhäuptlinge wischte das Thema vom Tisch oder laberte es tot. Oder es wurde zum Tabu erklärt. Oder aber es wurde von jemand anderem, dessen Eigeninteressen berührt waren, mit einem Totschlagargument beerdigt. R.I.P., Problem! Insider wissen allerdings, dass ein einmal beerdigtes Problem die unangenehme Eigenschaft hat, als Zombie wieder aufzutauchen. Wieder und wieder. Und täglich grüßt das Problem.) 😉
billmurray
Neben dem WEGreden war auch die Technik des SCHÖNredens sehr beliebt. (Nach einiger Zeit beherrschte ich sie selbst ganz gut und machte mir auf diese Weise jahrelang meinen Job erfolgreich schmackhaft.) Der professionelle Einsatz dieser Manipulationsmethode nahm mitunter absurde Züge an: Wenn z. B. ein eindeutig nachteiliges Ereignis „positiv verkauft“ werden sollte. Von mir als Kommunikationsverantwortlicher natürlich. Äh… Die Leute sind nicht blöd? Weder die Mitarbeiter noch die Kunden? (Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.)
Eines freut mich aber: Es wird immer schwieriger, Menschen für dumm zu verkaufen. Denn sowohl Mitarbeiter als auch Kunden können alle möglichen Kanäle nutzen, um an Informationen zu gelangen, sie zu vergleichen und sich untereinander auszutauschen. Und hoffentlich lernen sie auch, sich immer besser auf ihren inneren Radar, ihr Bauchgefühl zu verlassen. Und sollte eine der letzten autoritären Bastionen in unserer westlichen Demokratie – das Unternehmen – tatsächlich demokratischer werden, dann lassen sich missliebige Meinungen und Nachfragen auch nicht mehr so leicht unterdrücken.
Dann werden Manager irgendwann nicht mehr durchkommen mit ihren billigen rhetorischen Tricks. Dann dürfte es anstrengend werden, Manager zu sein. Ich vermute, spätestens dann müssen die Frauen ran. 😛

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