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Sänk ju for träveling …

Ich bin jahrelang von einem Büro in einer Stadt zum anderen Büro in einer anderen Stadt gependelt, mindestens einmal die Woche. Mit der Deutschen Bahn (ICE). Und nebenbei bemerkt war ich fast immer zufrieden. Dieses ewige Gemecker über die Bahn, wie sich manche Fahrgäste hysterisch aufspielen und den Schaffner (noch lieber: die Schaffnerin) angreifen, weil sie selbst zu doof waren, das richtige Ticket zu buchen oder weil sie so megawichtig sind, dass zehn Minuten Verspätung quasi Karriere und Leben bedrohen – da fehlt mir echt das Verständnis.

Ich habe großen Respekt vor den Bahnmitarbeitern und staune, wie sie mit dieser hohen psychischen Belastung klarkommen. Öfters habe ich erlebt, wie ein Schaffner gekonnt deeskaliert und den Kunden souverän wieder auf den Teppich gebracht hat – ein Psychologe hätte es nicht besser machen können. Schon heftig, was diese Bahnmitarbeiter für ihr Geld aushalten müssen …)

Aber das nur am Rande. Worum es mir heute geht, ist das Pendeln an sich. Pendeln macht krank und einsam – das ist wissenschaftlich erwiesen. Nur interessiert das die meisten Arbeitgeber nicht.
Stattdessen wird das hohe Lied der Mobilität gesungen. Dass dabei Gesundheit, Freundeskreis und sogar Familie draufgehen können – geschenkt.

Wer wie ich nur ab und zu mal gependelt ist, merkt es weniger. Aber auch für mich waren es immerhin mindestens drei Stunden, die ich an einem solchen Pendeltag im Zug saß. Drei Stunden, die – obwohl ich meistens gelesen oder gearbeitet habe  – eben an Freizeit fehlten und mich körperlich schlauchten. Kam es zu Verspätungen oder verpasste ich einen Zug, waren es natürlich noch mehr Stunden.

Was aber neben der körperlichen Belastung noch schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass man nicht planen kann. Ich weiß noch, wie ich einmal ausnahmsweise Konzertkarten für den Abend eines Pendeltags gekauft hatte. In der Annahme, es werde schon alles gut gehen mit der Bahn. Leider war das dann einer der Tage mit Verspätung, Zugausfall oder irgendwas. Ich kam völlig abgehetzt und schweißgebadet bei dem Konzert an, hatte die Vorband verpasst und konnte den Rest des Abends nicht mehr genießen, weil ich einfach nicht mehr von meinem Stresslevel herunterkam.

Fehlende Planbarkeit ist das eine, ein bröckelndes Sozialleben das andere: Ich gehöre leider nicht zu den Menschen, die sich nach so einem Pendeltag noch im Supermarkt anstellen und zu Hause ein Drei-Gänge-Menü für Freunde zaubern. Oder gar Hobbys frönen. Nee, ich bin dann einfach platt und falle auf die Couch.

Mein kürzester Arbeitsweg war übrigens mal 15 Minuten. Zwei Stationen mit der U-Bahn oder im Sommer ein kleiner Spaziergang. Auch das ist Lebensqualität …

Photo by Daniel Abadia on Unsplash

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