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11 Wahrheiten übers Gründen, die dir vorher keiner sagt

„Mensch, bei so einer Geburt passieren ja eine ganze Menge Dinge, die Dir vorher KEINER sagt“, beschwerte sich eine frischgebackene Mama mal bei mir. (Ich will jetzt nicht ins Detail gehen – es war ziemlich unappetitlich. Aber ich hatte tatsächlich auch noch nie davon gehört.) Ähnlich ist es mit dem Gründen: Man denkt, man weiß schon alles darüber, hat x schlaue Artikel (oder gar Bücher) gelesen, ein Existenzgründerseminar gemacht und sich mit anderen Gründerinnen ausgetauscht.
Aber da fehlen immer ein paar wichtige Dinge, die man erst mitkriegt, wenn man es tut. Und während das Thema Geburt wohl eher verklärt wird, ist das Thema Existenzgründung in unserem Land ziemlich angstbesetzt. Deshalb jetzt hier exklusiv auf Büronymus *trommelwirbelll* – elf angenehme Wahrheiten übers Gründen:

  1. Glücksmomente
    Das Wichtigste zuerst: Kein Mensch hat mir gesagt, wie glücklich das macht. 🙂 Dieser Moment, als ich mein erstes eigenes Produkt in der Hand hielt (im eiskalten Lager direkt von der Palette gerissen und ausgepackt) – unbezahlbar! Oder wenn meine Onlineshop-App auf dem Handy „ka-ching“ macht, weil eine neue Bestellung eingegangen ist. Ich freu mich immer so! Manchmal ertappe ich mich, wie ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht durch den Tag spaziere. Bzw. fahre. (Und das, wo doch Skepsis mein zweiter Vorname ist.)
  2. Lob
    Nachdem ich jahrelang so gut wie gar kein Feedback für meine Arbeit bekommen habe, genieße ich es jetzt, dass ich ständig welches bekomme – meistens auch noch positiv: von Freunden, Bekannten, Geschäftspartnern, Kunden, Followern, Lesern. Danke übrigens! 🙂
  3. Arschlochquote
    Ich hab in kurzer Zeit ziemlich viele neue Kontakte geknüpft und unglaublich sympathische und interessante Menschen kennengelernt. Ist schon schön, wenn man es sich aussuchen kann, mit wem man seine Lebenszeit verbringt. Die Arschlochquote geht jedenfalls gegen null. Wer kann das schon von sich sagen?
  4. Inspiration
    Ich lasse mich ja selbst sehr gern inspirieren und sauge alles auf, was nicht bei drei auf dem Baum ist. (Schräge Metapher, hehe…) Es macht aber auch umgekehrt Spaß: Wenn ich für andere eine Inspiration sein darf mit dem, was ich mache.
  5. Eigene Welt
    Ich baue mir gerade meine Welt, wie sie mir gefällt. Von den Arbeitszeiten über meine eigenen Artikel und Produkte, die sinkende Arschlochquote bis hin zu meinen Finanzen. Das befriedigt mich sehr. So sehr, dass ich über diese Welt noch mal extra einen Blogbeitrag schreiben werde. 🙂
  6. Zufriedenheit
    Früher hab ich manchmal (ziemlich selten eigentlich) Leute getroffen, die so eine Zufriedenheit mit sich selbst, den anderen und der Welt ausgestrahlt haben. Wow, dachte ich, da möchte ich auch mal hinkommen! Das ist noch mal anders als diese einzelnen Glücksmomente – mehr so eine Gesamtstimmung. Ach ja, wie heißt es so schön: „Ich bin mit der Gesamtsituation zufrieden.“ 🙂 Und diese Zufriedenheit legt sich über das gesamte Leben – da, wo vorher die Unzufriedenheit rumgammelte.
  7. Wachstum
    Für mich ist die Selbständigkeit nicht nur äußeres (wirtschaftliches), sondern auch inneres Wachstum. Man schmeißt sich da so raus auf den Markt und kann sich hinter niemandem mehr verstecken: hinter keinem Unternehmen, keiner Marke und keinen Kollegen. Und je besser ich mich selbst kennenlerne, verstehe und akzeptiere, desto besser klappt’s auch mit dem Rest der Welt.
  8. Erfolg
    Erfolg ist schön, ja. Oder wie Audrey Hepburn sagte:Erfolg HepburnNatürlich möchte jeder Gründer Erfolg haben. Aber erst mal müsste man ja definieren, was Erfolg überhaupt sein soll. Da gibt’s ja verschiedene Vorstellungen:Angelou LIking.001
    Wir neigen ja dazu, Erfolg in Geld zu messen. Muss aber nicht sein:Dylan Geld.jpg
    Jedenfalls gibt es ein ganz großes Missverständnis, was den Erfolg angeht: Man sieht ihn nämlich in voller Schönheit erst, wenn er da ist. All die Zeit und Energie (und natürlich die finanziellen Mittel), die vorher investiert wurden, bleiben für den Betrachter unsichtbar. Deshalb sieht es immer so aus, als habe jemand „plötzlich“ Erfolg. (OK, man kann auch einfach Glück haben.) Aber in der Regel pflastert man sich Stein um Stein seinen Weg… Das war mir selbst nicht so klar, weil ich immer relativ weit oben eingestiegen bin. Diese Aufbauarbeit ist mir neu, aber macht echt Spaß.
  9. Lernen
    Oh Mann, was ich in den letzten Monaten alles gelernt habe! Ich hab ein Spiel entwickelt und herausgegeben, einen Blog und einen Onlineshop aufgesetzt, eine Lesung gehalten, Produktfotos gemacht, Strichcodes gekauft (sehr spannend übrigens), Verpackungen ausgesucht, Produkte und Versandkosten kalkuliert usw. Ganz viele erste Male. Allein dadurch, dass man alles allein machen muss, wird man halt vielseitig… 😉
  10. Niederlagen
    Keine Angst, ich stimme hier nicht in den Chor derer ein, die Scheitern geil finden. Scheitern ist nach wie vor blöd und eine Riesenwatsche fürs Ego. Was aber OK ist, sind Niederlagen. Fussballer kennen das. (Da ich Sport Zeit meines Lebens gemieden habe, bin ich leider mit dem Gefühl der sportlichen Niederlage nicht so wirklich vertraut. Es sei denn, man möchte es so sehen, dass meine gesamte Beziehung zu Sport eine einzige Niederlage war. :P)
    Rückschläge sind nur die andere Seite der Medaille Erfolg. Ohne Niederlagen kein Erfolg, ohne Trauer keine Freude, ohne Verlust kein Gewinn. Vor allem ist man nach jeder Niederlage schlauer: Man weiß, wie man es nicht machen sollte. Wenn man das einmal kapiert hat, wird es leichter, mit Rückschlägen und „Fehlern“ umzugehen. Dann kann man sich sogar ein bisschen darüber freuen.
  11. Spaß
    Ich glaube, ich hatte es gelegentlich erwähnt: Gründen macht Spaß! Es ist total aufregend. Ich bin auch bei diesem 81. Blogartikel noch aufgeregt, wenn ich den „Publizieren“-Knopf drücke. Oder wenn ich die Bestellung für einen Kunden zusammenpacke. Gründen ist lehrreich bis zur Selbsterkenntnis. Und dermaßen erfüllend, dass man auf vieles verzichten kann. Ein bisschen so, wie wenn man frisch verliebt ist und von Luft und Liebe lebt. 🙂 Daneben gibt es natürlich jede Menge Arbeit, Unsicherheit und Sorge. Aber ganz ehrlich: Der Spaß wiegt alles auf.

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15 Kommentare

  1. I like die Arschlochquote. Und zu den Strichcodes würde ich Dir gerne eine Email schicken. Der Blogartikel „das erste Mal“ steht bei mir auch schon als Entwurf. Gern gelesen, Deinen Beitrag.

    • Freut mich. Und so schnell gelesen! 🙂 Ja, schick mir gern eine E-Mail, Kontakt steht im Impressum.

  2. Ach schön! Es wird ja immer so gerne und so viel gejammert und da ist es doch herzerfrischend, mal all die schönen Punkte am Selbstständigsein aufgelistet zu sehen. Ich kann sie nur unterschreiben. Für die „normale“ Angestellten-Arbeitswelt bin ich jetzt wohl für immer „versaut“, aber ich möchte es auch gar nicht anders haben 🙂 Liebe Grüße, Kea

  3. Ja, die Analogie zur Geburt finde ich sehr passend.
    Für mich sind Gründungsprozesse in der Tat wie Schwangerschaften, und der jeweilige Eintrag ins Handelsregister und/oder die Gewerbeanmeldung schließlich wie Geburtsurkunden…
    Wobei ich glaube, dass das Thema „Geburt“ leider auch immer angstbesetzter wird (Stichwort: steigende Kaiserschnittrate, also weg von der „Spontangeburt“).
    Ich frage mich sowie schon lange, warum Gründen nicht die normalste Sache der Welt ist. Jeder Mensch ist Führungskraft – Führungskraft seines Lebens – und damit zugleich auch Unternehmer seines eigenen Lebens.
    Warum also gehen so viele in ein Angestelltendasein? Liegt das möglicherweise an unserem Bildungssystem, welches eher zum Angestelltendasein („Erfüllungsgehilfentum“) ausbildet als das es Gründerkompetenzen fördert?
    Aber wie kann man sich als Gründer*in nun auf eine „Elternschaft“ vorbereiten?
    Also, meine Erfahrung ist, dass die wirklichen Kompetenzen dazu erst mit der Praxis und im Tun entstehen, es sei denn, man wächst in einer Gründerfamilie auf oder in einem Bildungsumfeld, das neugierig auf Experimente macht. Es braucht Neugier, Verantwortungsbewusstsein, Risikobereitschaft und und und.
    Vor einer Geburt/Unternehmensgründung kann man Bücher lesen, Kurse besuchen, sich sonstwie fortbilden, Pläne machen etc., aber letztlich kommt es meist ganz anders als gedacht:
    Das Kind bringt eben ganz schön viel Eigendynamik mit – und das ist auch gut so!
    Letztlich bekommt man täglich den Spiegel vorgehalten, eine Riesenchance auch für die eigene Weiterentwicklung“
    Insofern: Weiterhin viel Erfolg beim Abenteuer Elternschaft und beim (Auf-) Wachsen von Fonski :o)!

    • Oh danke, mit Deinem Kommentar sprichst du all das an, was ich vergessen habe! Es ist übrigens ziemlich genau 9 Monate her, dass ich offiziell gegründet habe. 🙂

  4. Das macht mir dann ja doch ein bisschen Hoffnung, nicht den ganz falschen Weg gewählt zu haben. Muss mir „nur noch“ den Weg durch den Konkurrenzdschungel bahnen, aber dann wird’s abgehn 😉
    Danke für den positiven Beitrag! LG Julia

  5. Monika - die Frau mit dem Geld

    Sehr schöner Blickwinkel auf die Selbständigkeit, vielen Dank dafür. Ich bin auch mit Leidenschaft selbständig und obwohl ich gar nicht mehr arbeiten muss, tue ich es nach wie vor sehr gerne. Genau wegen der ganzen Vorteile, die Du beschrieben hast.

  6. Hey Lydia,
    als ich die Überschrift gelesen hatte, war ich fest davon überzeugt, gleich einen Artikel mit negativen Fakten zu lesen. 😀
    Umso schöner, dass ich plötzlich über’s Glücklichsein gestolpert bin!
    LG – Anja

  7. Tjaja.. so kann es gehen. Plötzlich schleicht die Zufriedenheit um die Ecke…
    Bitte lass dich nächstes Jahr auch nicht entmutigen, wenn der Fiskus deine Steuererklärung will. Steuern zu bezahlen finde ich vollkommen in Ordnung. Nur die Erklärung derer ist von Aliens kontrolliert, also paranormal…

    • Hehehe, wenn ich erst mal dahinkomme, dass ich Steuern zahlen muss, wär ich froh… Ich finds an sich auch völlig ok, Steuern zu zahlen. Man kriegt ja auch was dafür. 🙂

  8. BEAUTYNATURE BLOG

    Vielleicht irgendwann nach Studium^^.
    Liebe Grüsse
    flowery
    von http://www.beautynature.ch
    P.S. hab dir abo dagelassen, würde mich freuen, dich auch zu meinen Abonnenten zählen zu dürfen.

  9. […] Punkt 3: Belohnung und Anerkennung – war Mangelware. Natürlich gab es eine monetäre Belohnung, über die ich mich sehr gefreut habe. Aber mindestens genauso hätte ich mich über positives Feedback gefreut. Wie selten ich das tatsächlich bekommen habe, fällt mir erst im Nachhinein auf. Als Gründerin bekommt man nämlich alle Nase lang Anerkennung – das ist eine der Annehmlichkeiten der Selbstständigkeit. […]

  10. […] Fridtjof Bergmann, der Erfinder der New Work, spricht von „Arbeit, die uns stärkt“. Barcamps stärken mich. Das wird wohl diese Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit sein, die ich auch als Gründerin am eigenen Leib erfahre. […]

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